Madrid/Barcelona – Die spanische Justiz hat am Donnerstag den ehemaligen katalanischen Polizeichef Josep Lluis Trapero förmlich wegen "Aufruhrs" angeklagt. Die Richterin am Staatsgerichtshof (Audiencia nacional), Carmen Lamela, erklärte, der frühere Chef der katalanischen Polizeikräfte (Mossos d'Esquadra) sei Teil einer "kriminellen Organisation", die zum Ziel gehabt habe, Katalonien von Spanien abzuspalten.

Anklagen wegen "Aufruhrs" erließ die Richterin auch gegen zwei weitere katalanische Polizeifunktionäre sowie gegen einen ranghohen Beamten des katalanischen Innenministeriums. Den Angeklagten drohen im Fall ihrer Verurteilung bis zu 15 Jahre Haft.

"Perfekt koordinierte Strategie"

Lamela zufolge handelten die Beschuldigten am vergangenen 1. Oktober, dem Tag der von Madrid verbotenen Volksabstimmung über Kataloniens Unabhängigkeit, und davor gemäß einer "wohlüberlegten, perfekt koordinierten Strategie".

Die spanische Justiz wirft den katalanischen Mossos d'Esquadra vor, nicht gegen das vom spanischen Verfassungsgericht für unrechtmäßig erklärte Referendum eingeschritten zu sein. Stattdessen wurde der Volksentscheid am 1. Oktober durch das Eingreifen der paramilitärischen Guardia Civil und der spanischen Nationalpolizei massiv behindert.

Die spanische Zentralregierung hatte Trapero am 28. Oktober seines Postens enthoben. Einen Tag zuvor hatte Madrid die Region im Nordosten Spaniens unter Zwangsverwaltung gestellt. (APA, 5.4.2018)