Sebastian Kurz bei Corinna Milborn im Puls-4-Studio.

Foto: Puls4

Sebastian Kurz stellte sich am Mittwoch auf Puls 4 erstmals als Bundeskanzler den Fragen von Corinna Milborns Studiogästen. Da kamen viele heiße Eisen: Asyl, rechtsextreme Blaue, Arbeitslose, gekürzte Integrationsmittel, Rauchen und Russland. Teflon ist ein hitzebeständiges Material – und ebenso glitt Kurz elegant und freundlich mit antihaftbeschichteter Sprache durch den Abend. Er erzählte dem Wirt, der um das Bleiberecht seines afghanischen Lehrlings kämpft, dass dieser nun mal "kein Recht auf Schutz" habe, und betonte, dass er ja kein Richter sei, der über Asyl entscheide.

Ja, nur Kanzler, komplett machtlos. Dass der Wirt das "Weiße Rössl" führt, passt gut zum Peter-Alexander-Zitat, mit dem er Kurz konterte: "Hier steht ein Mensch." Immerhin gab es nach der Sendung ein gemeinsames amikales Foto mit dem jungen Mann, der sich hier hinaufgearbeitet hat, Steuern zahlt und seine Ausbildung abschließen will. Also mit dem aus Afghanistan. Er kann es sich dann in Kabul an die Wand hängen.

Rote Linie

Eine KZ-Überlebende fragte Kurz wegen des "Ungeists", der in Burschenschaften herrsche: "Wo ist Ihre rote Linie?" Er toleriere keinen Antisemitismus, so Kurz. Da warf der Enkel der Frau etwas ein, das Zuseher auch ohne Mikro hörten: "Bei der Bruna Sudetia tolerieren sie sehr wohl." Und: Kurz verglich Afghanen und Tschetschenen mit Burschenschaftern. Auch wenn die Kriminalitätsrate bei einer Gruppe deutlich höher sei, sei er gegen "Pauschalverurteilungen". Da scheuerte er dem Koalitionspartner eigentlich mit der weichen Seite des Schwamms eine über das Verkohlte am rechten Pfannenrand. Rote Linien haften auf Teflon aber leider auch keine. (Colette M. Schmidt, 4.4.2018)