Frauen entwickeln schneller Atemwegserkrankungen als Männer. Die Gefahr umso höher, weil Frauen öfter putzen.

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Beim Putzen soll Dreck und Keimen der Garaus gemacht werden. Dafür enthalten Putzmittel oft chemische Stoffe. Diese können unter Umständen schädlich für die Atemwege sein. Untersuchungen legen nahe, dass das Risiko für Asthma und Atembeschwerden unter Putzfachkräften größer ist und auch das Putzen zu Hause Risiken bergen kann.

Studien deuten zudem darauf hin, dass auch die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) bei Menschen, die beruflich oft Putzmitteln ausgesetzt sind, öfter auftreten könnte. Die aktuelle Auswertung einer europaweiten Studie zur Lungengesundheit zeigt nun, welche Langzeitfolgen der regelmäßige Kontakt mit Putzmitteln haben kann.

Die European Community Respiratory Health Survey sammelte über 20 Jahren Daten zu Lungengesundheit und Lebensstil von über 6200 Teilnehmern. Sie wurden in diesem Zeitraum drei Mal befragt, etwa zu Beschwerden der Atemwege und Allergien, ihrem beruflichen Werdegang, ob sie Sport treiben, wie sie wohnen, ob Haustiere im Haushalt sind, zu Ernährungsgewohnheiten, Rauchverhalten und welche Medikamente eingenommen werden. Alle Fragen zielten darauf ab, Faktoren, die die Lungengesundheit der Teilnehmer beeinflussen könnten, zu erfassen. Außerdem wurde die Lungenfunktion der Teilnehmer untersucht.

Folgen des Putzens

Von den teilnehmenden Frauen gaben 85 Prozent an, regelmäßig mindestens einmal pro Woche zu Hause zu putzen. Bei den Männern waren es 46 Prozent. Im Vergleich zu Frauen, die nicht putzten, nahm die Lungenfunktion bei Frauen, die zu Hause für das Putzen zuständig waren oder die als Reinigungsfachkraft tätig waren, stärker ab.

Sowohl Reinigungssprays als auch andere Putzmittel scheinen den beschleunigten Verlust der Lungenfunktion auszulösen. Laut den Forschern hat der regelmäßige Kontakt der Atemwege mit Stoffen aus Reinigungsmitteln einen langfristig schädigenden Effekt, der sich nach zehn bis 20 Jahren zeigt.

Die Auswirkung auf die Lungenfunktion war in ihrer Auswertung ähnlich dessen, was zehn oder 20 Jahre lang täglich das Rauchen von 20 Zigaretten verursacht. Ab 20 Zigaretten pro Tag spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einem "starken Raucher".

Männer nicht betroffen

Ein höheres Risiko später an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung zu erkranken, wenn man regelmäßig mit Putzmitteln zu tun hat, fanden die Forscher in ihrer Studie hingegen nicht. Auch bei Männern, die angaben regelmäßig zu putzen, scheint sich das nicht auf die Lungenfunktion auszuwirken. Männer-Lungen könnten widerstandfähiger sein, als die Lungen von Frauen, so die Forscher – das habe man zuvor bereits beobachtet, wenn es um Tabakrauch oder Holzstäube in der Luft geht. Hier entwickeln Frauen schneller Atemwegserkrankungen als Männer. Dadurch, dass Männer aber seltener putzen bzw. als Fachkräfte im Bereich Reinigung arbeiten, ist die Basis der Auswertung hier dünner.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass die chemischen Inhaltstoffe von Putzmitteln die langfristige Gesundheit der Atemwege beeinträchtigen können. Gerade bei Frauen, die regelmäßig beruflich oder privat putzen, sahen sie einen Zusammenhang zu einer späteren verstärkten Abnahme der Lungenfunktion. (red, 4.4.2018)