Innsbruck – Drei Forscher der Medizinischen Universität Innsbruck und ein Wissenschafter der Leopold Franzens Universität haben einen hoch dotierten "Advanced Grant" des Europäischen Forschungsrats (ERC) erhalten. Damit gehen in den kommenden fünf Jahren 7,5 Millionen Euro an Forschungsförderung an die Med-Uni und 2,4 Millionen Euro an die Uni Innsbruck.

Die Förderpreise erhielten der Quantenphysiker Hanns-Christoph Nägerl von der Uni Innsbruck sowie der Zellgenetiker Gottfried Baier, der Bioinformatiker Zlatko Trajanoski und der Entwicklungsimmunologe Andreas Villunger von der Med-Uni. Alle drei Mediziner forschen auf dem Gebiet der Immuno-Onkologie.

Mehrfach ausgezeichneter Forscher

Nägerl vom Institut für Experimentalphysik erhält den Förderpreis für seine Forschung zu ultrakalter Quantenmaterie. Der gebürtige Deutsche ist besonders für seine Arbeiten zu atomaren Quantendrähten und zu molekularen Quantengasen bekannt und wurde im Vorjahr bereits mit dem Wittgenstein-Preis, dem höchsten österreichischen Wissenschaftsförderpreis, ausgezeichnet. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit Quantengasen in der Nähe des absoluten Temperaturnullpunkts. Mit den Mitteln des ERC will er nun molekulare Quantensimulatoren aus Kalium-Cäsium-Molekülen realisieren.

Baier, ein gebürtiger Vorarlberger, und sein Team haben mit Erkenntnissen über den Protein Kinase C Signalweg einen aussichtsreichen lymphatischen Angriffspunkt entdeckt, der das körpereigene Abwehrsystem gezielt gegen den Tumor richten kann, um Krebs zu heilen. Speziell bei Lungenkrebs ist die klinische Erfolgsrate jedoch bisher gering. Mit dem vom ERC geförderte Forschungsprojekt "HOPE" soll nun ein tiefer gehendes Verständnis für die molekularen Prozesse in Tumor- und Immunzellen während der Therapie erlangt werden, um auch bei Lungenkrebs eine verbesserte Treffsicherheit zu erzielen.

Therapeutische Avatare

Das Ziel des Bioinformatikers Trajanoski ist es, Krebsimmuntherapie bei Darmkrebs anwendbar zu machen. Mit seinem Forschungsprojekt "EPIC" möchte der Mazedonier Avatare entwickeln, die vorhersagen, welche Kombination aus Immuntherapie und Standardtherapie bei einem bestimmten Patienten wirken wird. Konkret umsetzen möchte Trajanoskis Team dies anhand von Organoiden und Computermodellen. Organoide sind Mini-Organe, die mittels moderner Biotechnologie aus dem Gewebe von Patienten im Labor gezüchtet werden.

Villunger, Leiter der Sektion für Entwicklungsimmunologie, beschäftigt sich mit der Erforschung der molekularen Prozesse von der Entstehung der Zelle bis zu deren Tod. Der Innsbrucker konnte kürzlich die zentrale Rolle des Tumorsuppressors p53 und eines für dessen Aktivierung verantwortlichen Protein-Komplex, "PIDDosome", beschreiben. Im Projekt "POLICE" wollen Villunger und sein Team nun herausfinden, ob das "PIDDosome" ein relevantes Ziel für die Entwicklung neuer Therapien zur Behandlung von Krebs oder zur Verwendung in der regenerativen Medizin ist. (APA, 4.4.2018)