Foto: Steffen Arora

Innsbruck – So schön der heurige Winter für Powderfans war, so nervig ist die Wartezeit auf apere Trails für Mountainbiker. Doch es gibt Wege und Möglichkeiten, auch diese wenig attraktive Zwischensaison mit unterhaltsamem Sportprogramm zu füllen. Als passioniertem Snowskater und Mountainbiker kam mir die Idee, beide Leidenschaften zu verbinden – Ride and Skate.

Während man Mountainbikes nicht erklären muss, sind Snowskates eher exotische Wintersportgeräte. Entwickelt wurde der Hybrid aus Skate- und Snowboard um die Jahrtausendwende von Burton. Es sollt eigentlich ein firmeninterner Jux sein, aber das Fun-Sportgerät stieß auf großen Gefallen und so versuchte Burton mit dem legendären Junkyard-Modell die Dinger auf den Markt zu bringen. Das floppte allerdings kolossal. So lustig und einfach es aussieht, Snowskaten bedarf ziemlicher Balance und ist zu Beginn eine wahre Sturzorgie. Hat man den Dreh allerdings einmal heraus, gibt es nichts spaßigeres im Schnee.

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Zurück zum Selbstversuch: Hinterm Haus waren die Bedingungen zu Ostern ideal. Das Aprilwetter sorgte für angenehme Temperaturen im Tal und noch genug Niederschlag, um die Schneedecke am Berg geschlossen zu halten. Für das spaßige Experiment habe ich mir ein Scott E-Spark besorgt – an dieser Stelle ein großer Dank an die örtliche Scott-Niederlassung für die freundliche Unterstützung. Das 27,5 Zoll bereifte E-Fully ist die perfekte Trailmaschine. Der Shimano Steps 8000 Motor bringt die nötige Kraft mit, um auch mitsamt Snowskate am Rucksack Uphillflow zu erleben.

Der Winter ist noch lange nicht vorbei. Die Schneeschmelze dürfte bis Juli dauern. Mindestens.
Foto: Steffen Arora

Bergauf geht es über die ersten ausgeaperten Hometrails. Die Nässe macht zwar manche Wurzelpassage zur echten Herausforderung, aber genau die habe ich ja gesucht. Der leichte Nieselregen bedeutet, dass ich den Berg praktisch für mich alleine habe. Schon nach wenigen hundert Höhenmetern wird klar, dass dieser Winter noch lange nicht vorbei ist. In schattigen Lagen türmen sich meterhohe Lawinenkegel auf und neben dem Forstweg. Irgendwann wird der sulzige Patz zu viel zum Pedalieren, trotz E-Unterstützung, und ich parke das Bike.

Das Scott E-Spark und das Rossignol Snowskate – ein dynamisches Duo.
Foto: Steffen Arora

Es geht zu Fuß weiter. Die Rodelbahn ist mit einer gut zehn Zentimeter dicken Schicht aus sulzigem Schnee bedeckt. Ein Jäger hat mit seinem Jeep tiefe Furchen gezogen, was die Abfahrt zu einer Herausforderung machen wird. Ich stapfe gut 45 Minuten weiter bergwärts, doch nach dem zweiten, meterhohen Lawinenkegel, den es zu überkraxeln gilt, gebe ich auf. Ich bin weit genug gekommen.

Schnee, Schnee, Schnee. Der Weg wurde immer abenteuerlicher.
Foto: Steffen Arora

Nun beginnt der richtig lustige Teil des Versuchs. Ich mache den Fangriemen meines Snowskates am Unterschenkel fest und fahre los. Ich fahre seit vier Jahren im Winter nur mehr darauf. Eigentlich mit einem 1,10 Meter langen Board von Predog und einem Wefunk-Ski, aber diesmal habe ich das kleine Rossignol gewählt, weil es für die Radfahrt am Rucksack Platz haben muss. Das 1,10-Meter-Board wäre zu lang und zu schwer dafür. Wer sich für die Snowskates größerer Bauart interessiert, dem sei ein Blick auf snowskate.de empfohlen. Einer der wenigen Händler in unseren Breiten.

Die Lawinenkegel sind beachtlich. Sie zu übersteigen ist mühsam und nicht ungefährlich, weil sich der Bach einen unterirdischen Weg durch die Schneemassen gesucht hat.
Foto: Steffen Arora

Die Abfahrt ist nicht einfach, aber unfassbar lustig. Der weiche Schnee ist ideal für diesen Sport, weil man ohne Bindung nicht so viel Kantendruck erreicht wie etwa auf einem Snowboard. Ich schaffe es fast sturzfrei zurück zum Radl. Dort angekommen wird das Snowskate auf den Rucksack geschnallt, die Federung des Mountainbikes entsperrt, und los geht's. Hier zeigte sich Verbesserungspotenzial bei der Befestigung des Snowskates am Rucksack, denn bei Sprüngen knallt es einem gegen den Helm. Daran muss ich arbeiten.

Das Scott E-Spark entpuppt sich bergab als unglaublich agiles und wendiges Bike. Die Trails sind zwar aper, aber teils sehr rutschig, was die Plusbereifung und gerade einmal 1,5 bar in den Schläuchen aber perfekt ausgleichen. Das Fahrwerk ist herrlich weich eingestellt, und so wird die Abfahrt zur wahren Wonne. Einzig bei größeren Stufen sitzt das E-Spark gern einmal auf, hier heißt es abziehen, also springen – sofern es das Terrain erlaubt.

Das Fazit nach einem Tag mit Snowskate und E-Fully: Die Zwischensaison kann gerne länger dauern. (Steffen Arora, 3.4.2018)