Heike Makkatsch ist die Kommissarin am Sonntag im "Tatort".

Foto: ORF/ARD/Julia Terjung

Mainz, wie es singt und lacht, ist längst vorbei. Es geht in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt wieder um die blutrünstige Realität, in der die italienische Getränkemafia, das Liebeshormon Oxytocin und ein hochbegabter, aber emotional unvermögender 13-Jähriger wichtige Rollen spielen. Könnte sein, dass sich Pädagogen an den klischeehaften Zuschreibungen stoßen werden, die der kognitive Blitzgneißer Jonas (Luis Kurecki) hier auf sich versammelt.

Jonas verwendet Begriffe wie "irreversibel", "Konditionen" oder "Parameter", wo andere Gleichaltrige sich schwertun, für eine Gießkanne die richtige Bezeichnung zu finden. Ungerührt schlägt er auf die dicken Karpfenköpfe ein, die er zuvor mit Ellen, der Cousine seiner Mutter, nächtens (!) am Rheinufer gefangen hat. Wer den Fisch essen will, muss ihn auch töten, so einfach ist wohl die Rechnung für den Teenager.

Ellen ist nicht irgendeine Ellen

Ellen ist nicht irgendeine Ellen, sondern Ellen Berlinger (Heike Makatsch), die es für den Osterhasen-Tatort als Hauptkommissarin nach Mainz verschlagen hat. Mainz ist leider so klein, dass es darauf hinausläuft, im aktuellen Mordfall den Verdächtigenkreis bis in die eigene Verwandtschaft auszudehnen. Pech hat Ellen aber auch, weil sie als alleinerziehende, gestrauchelte Mutter unter Dauerstress und Schuldgefühlen (nicht schon wieder!) selbst am emotionalen Teil des Lebens vorbeischrammt.

Darin liegt die kluge Pointe des sonst unnötig in die Länge gezogenen Krimis: Die Fähigkeit zur Emotion, die man Jonas abspricht, ist ja auch der über ihn urteilenden Kommissarin nicht zu eigen. Jedes Date mit dem Kindergartenpädagogen geht in die Hose. Oxytocin, bitte kommen! (Margarete Affenzeller, 1.4.2018)