Ein Kind auf die Welt zu bringen ist ein einzigartiges Erlebnis. Immer mehr Frauen entscheiden sich wie Alexandra V. für einen geplanten Kaiserschnitt. Die Hausgeburt, wie Tanja N. sie plant, ist weniger verbreitet. Für den STANDARD schildern beide Schwangere ihre Beweggründe.

Alexandra V. plant einen Kaiserschnitt:

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"Dass ich einen geplanten Kaiserschnitt haben will, stand für mich schon fest, bevor ich überhaupt schwanger war. Ein Grund für meine Entscheidung ist, dass ich dieses große und schöne Ereignis planen möchte, um mich dementsprechend darauf vorbereiten zu können. Ich fühle mich damit sicherer, weil ich die Geburt dann ganz bewusst wahrnehmen kann und Überraschungen eher ausbleiben. Das hat auch mit meiner Persönlichkeit zu tun, ich überlasse die Dinge nicht gerne dem Zufall und plane, was möglich ist. Ich habe gerne eine Struktur – das verlangt auch mein Beruf.

Ein weiterer Grund: Ich habe mich bewusst gegen Geburtsverletzungen und für eine Bauchnarbe entschieden. Was am Ende zählt, ist das Ergebnis: ein gesundes und glückliches Kind, aber auch eine gesunde und glückliche Mutter. Ich will deshalb auch keine stundenlangen Wehen erleben, die ja auch mit dem Risiko verbunden sind, dass eine unterstützte Geburt notwendig sein könnte – etwa mittels Saugglocke oder Zange. Im schlimmsten Fall kann eine Geburt schließlich auch mit einem Notkaiserschnitt enden.

Mir ist klar, dass jede Geburtsvariante Vor- und auch Nachteile hat. Bei einem geplanten Kaiserschnitt ist die Anzahl der Komplikationen im Durchschnitt geringer als bei Spontangeburten. Ich habe mich im Internet und in Büchern informiert, habe mir auch Erfahrungen anderer angehört und dann die beste Option für mich gewählt. Mir ist aber durchaus auch bewusst, dass es sich bei einem Kaiserschnitt um eine Operation handelt, die ebenfalls mit Risiken verbunden ist.

Auch nicht schmerzfrei

Die Angst vor Schmerzen hat mich in meiner Entscheidung nicht beeinflusst. Ich weiß, so naiv bin ich nicht, dass ein Kaiserschnitt nicht schmerzfrei ist. Zwar spürt man währenddessen aufgrund der Betäubung nichts, danach sind aber die Wundschmerzen da. Bei einer spontanen Geburt kann ja mittels Periduralanästhesie nicht ganz, aber größtenteils Schmerzfreiheit hergestellt werden.

Ich will mein Kind per Kaiserschnitt zur Welt bringen, setze mich aber auch intensiv mit dem Thema Geburt auseinander. Ich habe eine Hebamme, weil es auch Hebammen gibt, die dieser Geburtsmethode tolerant gegenüberstehen. Sie und auch mein Gynäkologe haben mich klar über die Vorgangsweisen eines Kaiserschnittes informiert, also darüber, was davor, währenddessen und danach passiert und wie die Tage im Krankenhaus ablaufen werden. Dieses Geburtsteam wird dann auch die Entbindung vornehmen, ich kenne sie also vorher und bin dann im Spital nicht mit fremden Medizinern konfrontiert.

Ein individuelles Erlebnis

Von Erzählungen aus dem Freundeskreis habe ich den Entschluss nicht abhängig gemacht, das wäre für mich der falsche Weg. Vor allem deshalb, weil eine Geburt für jeden ein individuelles und persönliches Erlebnis ist. Jede Frau hat einen unterschiedlichen Zugang. Meiner ist: Auf mich und auf meinen Körper hören. Mein Mann und meine Familie stehen hinter mir, für mich geht es aber auch nicht darum, wie mein Umfeld reagiert oder wer welche Meinung äußert, ich brauche weder Fürsprecher noch eine Absolution. Ich stehe zu meiner Entscheidung, weil ich glaube, dass sie für mich und mein Kind die beste ist.

Ich maße mir auch nicht an, über andere Frauen zu urteilen. Und ebenso wenig nehme ich mir das Recht heraus, für oder gegen etwas zu plädieren. Keine Frau sollte sich rechtfertigen müssen. Es geht darum, tolerant solchen Fragen gegenüber zu sein. Wir Frauen haben das Recht, über unseren Körper selbst zu bestimmen. Ich bin keine glühende Kaiserschnittverfechterin, für mich ist das keine Glaubensfrage.

In meinem Fall hat ganz konkret der Vorteil der Planbarkeit gesiegt. Eine Hausgeburt wäre für mich niemals infrage gekommen, weil in meinen Augen die moderne Medizin sehr viele Vorteile bietet. Aber darüber kann man so oder so denken. Hat eine Frau für sich die Entscheidung getroffen, dass eine Hausgeburt die bessere Option ist, sollte sie das auch unbedingt so durchziehen."

Tanja N. plant eine Hausgeburt:

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"Zu Hausgeburten hat jeder eine Meinung. In manchen Situationen erzähle ich lieber nicht, dass ich eine Geburt in den eigenen vier Wänden plane, weil ich mich weder erklären noch rechtfertigen will. Anfangs habe ich es nur engsten Freundinnen und Freunden gesagt. Dann habe ich mit meiner Mutter und meiner Oma darüber gesprochen. Alle anderen Familienmitglieder wurden erst später informiert. Sie sollten sich nicht unnötig Sorgen machen. Warum man eine Geburt zu Hause haben möchte, können selbst im Freundeskreis viele nicht nachvollziehen.

Die Entscheidung für eine Hausgeburt kam langsam. Was schon immer feststand, war, dass ich eine Wahlhebamme bei der Geburt dabei haben möchte, also eine Frau, die ich schon während der Schwangerschaft kennengelernt habe. Damals dachte ich noch an eine ambulante Geburt. Augenöffnend war für mich allerdings eine Freundin aus Studienzeiten. Sie brachte ihr zweites Kind zu Hause auf die Welt, nachdem sie bei ihrer ersten Geburt schlechte Erfahrungen im Krankenhaus gemacht hatte. "Wow, die traut sich was", dachte ich mir damals. Aber auch: "Eine Hausgeburt klingt schön, wäre mir aber zu riskant."

Hebamme des Vertrauens

Dann wurde ich selbst schwanger. Wir haben lange nach einer Hebamme gesucht. Schließlich fanden wir über das Hebammenzentrum eine, bei der ich sofort das Gefühl hatte, ihr ganz und gar vertrauen zu können. Es war sie, die fragte, ob wir uns eine Hausgeburt vorstellen könnten. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch unsicher. Dann gingen mein Partner und ich zu einer Kreißsaalbesichtigung ins Krankenhaus. Es war skurril mit so vielen werdenden Eltern im Kreißsaal zu stehen. Das Zimmer war zwar ganz nett und bunt eingerichtet, aber die Krankenhausatmosphäre blieb deutlich spürbar. Nach der Besichtigung war es für uns beide klar.

Ob jemand sein Kind zu Hause auf die Welt bringen möchte oder nicht, ist keine einsame Entscheidung. Es ist auch eine Partnerfrage. Wir teilen ja die Verantwortung von Anfang an. Partner sind bei Hausgeburten mehr gefordert als im Spital. Das gilt nicht nur während der Entbindung selbst, sondern auch in der Zeit des Wochenbetts. Das Zur-Welt-Bringen ist so eine intime Sache. Am besten kann ich mich in den eigenen vier Wänden entspannen und erholen.

Auch Ersatzpläne notwendig

Wir wohnen in einer Stadtwohnung und die Nachbarinnen und Nachbarn wissen Bescheid, dass ich zu Hause entbinden möchte. Für eine Hausgeburt braucht es immer auch Ersatzpläne: Wann ärztliche Unterstützung nötig ist, zeichnet sich das nicht ad hoc ab. Die Entscheidung darüber liegt in der Verantwortung der Hebamme. Was mich beruhigt, ist, dass sich fünf Minuten von uns entfernt eine Klinik befindet.

Die Frage, ob eine Hausgeburt eine sichere Alternative darstellt, kann erst ein paar Wochen vor dem Geburtstermin abgeklärt werden. Nur wenn die Schwangerschaft unkompliziert verläuft, ist Hausgeburt eine Option. Man darf keinen Schwangerschaftsdiabetes haben, und das Kind soll sich nicht in Beckenendlage befinden.

Ich habe kein negatives Verhältnis zur Schulmedizin. Im Gegenteil: Ich bin froh, dass es sie gibt. Aber die Vorstellung, mit einem beliebigen Turnusarzt zu entbinden, finde ich komisch. Dann doch lieber mit der eigenen Hebamme, die mich gut kennt. Selbst meine Gynäkologin hat ihr Kind zu Hause auf die Welt gebracht. Im Spital würde ich mich weniger selbstbestimmt und viel ausgelieferter fühlen. Und: Vor einem Kaiserschnitt, seiner Narbe und den langfristigen Folgen habe ich mehr Angst als vor einer Geburtsverletzung.

Was ich an meiner Hebamme besonders schätze? Dass sie kein einziges Mal einer meiner Fragen ausgewichen ist. Nie sagte sie so etwas wie: "Da muss man halt schauen." Wäre das Zur-Welt-Bringen zu Hause hochriskant, würde keine Hebamme das Risiko mittragen. Wer über die Landesgrenzen schaut, weiß, dass Hausgeburten nichts Außergewöhnliches sind. In den nordischen Ländern sind sie viel selbstverständlicher als bei uns." (Bernadette Redl, Christine Tragler, 31.3.2018)