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Wir schwächen Facebooks Einfluss auf unser Leben durch die Öffnung von Datensperren, nicht durch Aufrechterhaltung von Exklusivität.

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Im Zentrum des Datenskandals steht Cambridge Analytica. Mitarbeiter der britischen Datenschutzbehörde ICO durchsuchten am vergangenen Freitag die Büros des Analyseunternehmens in London.

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Verspricht in einer Werbeeinschaltung in der "New York Times" Besserung: Facebook-CEO Mark Zuckerberg.

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In der vergangenen Woche wurde Facebook mit schlechter Presse in Hinblick auf den Cambridge-Analytica-Skandal nur so bombardiert – und das, obwohl Facebook weniger Schuld zukommt als Cambridge Analytica. Der Grund dafür ist folgender:

Wie Mark Zuckerberg betonte, stammten die von Aleksandr Kogan, einem Forscher der Cambridge University, erhobenen Daten aus dem Jahr 2014. In jener Zeit ermöglichte die Facebook-Plattform die Entwicklung von Facebook-Apps, mit deren Hilfe man nicht nur auf bestimmte Benutzerprofile, sondern auch auf die der jeweiligen Freunde zugreifen konnte. Dies war eindeutig zu freizügig, weshalb Facebook schließlich die Art von Daten, die für Apps zugänglich waren, drastisch einschränkte.

Aber es war schon zu spät. Kogan hatte bereits durch eine quizartige App – ähnlich der, die Freunde heutzutage täglich untereinander teilen – persönliche Daten von 300.000 Personen erfasst. Da der durchschnittliche Facebook-Nutzer 200 Freunde besitzt, belief sich die Anzahl auf mehr als 50 Millionen Profile.

Aufklärung über Datenmissbrauch

Als Facebook 2015 herausfand, dass Kogan diese Daten an Cambridge Analytica weitergegeben (oder verkauft) hatte, forderte das Unternehmen sowohl Kogan als auch Cambridge Analytica dazu auf, die Daten zu löschen und dies anschließend zu bestätigen. Aber wie wir jetzt wissen, hat Cambridge Analytica – und möglicherweise auch Kogan – diesbezüglich nicht die Wahrheit gesagt.

Natürlich hätte Facebook die betroffenen 50 Millionen Menschen über den Missbrauch ihrer Daten aufklären sollen. Doch auch wenn man davon ausgeht, dass Daten wo immer möglich gelöscht wurden, kann man prinzipiell nichts anderes tun, als der anderen Person zu vertrauen, dabei richtig gehandelt zu haben – selbst nach einer forensischen Untersuchung von Computern, da Daten nach Belieben kopiert und übertragen werden können.

Facebooks Monopol

Einige argumentieren, dass Facebook den Zugriff auf die Daten von Anfang an nicht hätte zulassen sollen und dass all diese Facebook-Apps gar nicht existieren dürften. Das Problem dabei ist, dass sich auf diese Weise Facebooks Monopol auf unsere sozialen Daten sogar noch weiter festigen und unser digitales Leben praktisch zu 100 Prozent von Facebook gefiltert werden würde. Zumindest ist man durch den Zugriff auf seine Daten in der Lage, diese woandershin abzuziehen – etwas, das selbst in der kommenden DSGVO mit der "Datenübertragbarkeit"-Regelung herausgestellt wird. Wir schwächen Facebooks Einfluss auf unser Leben durch die Öffnung von Datensperren, nicht durch Aufrechterhaltung von Exklusivität!

Was die zur Fokussierung auf Wähler eingesetzte Technik betrifft: Ja, diese nutzt künstliche Intelligenz – und ja, man könnte argumentieren, dass das nicht in Ordnung sei. Tatsächlich handelt es sich dabei um die gleiche Technologie, die von Werbefachleuten dazu verwendet wird, um auf bestimmte Konsumenten online abzuzielen, daraus Benutzerprofile zu erstellen und ihre Nachricht entsprechend anzupassen. Geht es im Fall einer Marke darum, ein Produkt zu verkaufen, dreht sich bei politischen Parteien alles darum, einzelne Stimmen zu gewinnen. Barack Obama hatte im Grunde bereits ähnliche Techniken für seine Kampagnen eingesetzt, allerdings ohne den massiv von Cambridge Analytica betrieben Datenbetrug.

Exempel statuieren

Die wirklichen Verbrecher sind Cambridge Analytica und Aleksandr Kogan. Sowohl durch das Erfassen von Benutzerdaten ohne vorige Zustimmung als auch deren Verwendung für andere als die in den Bestimmungen genannten Zwecke und den Verstoß gegen ihren Vertrag mit Facebook haben sie damit ein Verbrechen begangen. Facebook sollte hart mit ihnen ins Gericht gehen und sie verklagen. Gleiches gilt für die 50 Millionen Menschen, deren Daten unrechtmäßig missbraucht wurden. Auch müsste Cambridge Analytica geschlossen und die beteiligten Personen mit schwerwiegenden rechtlichen Sanktionen belegt werden. Es ist erforderlich, um ein Exempel an diesem Fall zu statuieren, sodass jeder, der sich zukünftig mit dem Gedanken des Missbrauchs der Privatsphäre von Nutzern trägt, weiß, dass er mit drastischen Folgen zu rechnen hat.

Datenschutz als Maßstab

Was können wir also tun, um uns in Zukunft zu schützen? Erstens sollten wir vor allem die Zentralisierung von Daten vermeiden und sie stattdessen dort analysieren, wo sie erstellt werden. Das ist etwas, das sich Edge Computing nennt. Zweitens müssen Benutzer volle Kontrolle und Transparenz darüber haben, wer und wann auf ihre Daten zugreifen kann. Drittens ist es ratsam, mehr in Datenschutz verbessernde Technologien wie durchgängige Verschlüsselungen und dezentralisierte Architekturen wie die Blockchain zu investieren. Und schließlich sollten Regierungen auf der ganzen Welt Regelungen einführen, um Datenschutzverletzungen zu verhindern – genauso wie wir es in Europa mit der DSGVO getan haben.

Eins ist jedenfalls sicher: Wie lange es auch dauern wird, bis entweder Facebook sich ändert oder ein moralisch vertretbares soziales Netzwerk entsteht, Datenschutz wird zum neuen Maßstab werden! (Rand Hindi, 30.3.2018)