Nicht Aliens sondern vermutlich feiner Staub dürfte für das seltsame Verhalten von KIC 846852 verantwortlich sein.
Illustr.: NASA, JPL-Caltech

Baton Rouge – Als im September 2015 Tabetha Boyajian von der Yale University gemeinsam mit Kollegen erstmals auf das mysteriöse Verhalten des Hauptreihensterns KIC 846852 aufmerksam machte, war man schnell mit Aliens als Urheber der beobachteten Seltsamkeiten bei der Hand.

Der bald darauf mit dem Spitznamen Tabbys Stern bedachte Himmelskörper zeigte unregelmäßige Helligkeitsschwankungen, die sich zunächst nicht mit bekannten astronomischen Prozessen erklären ließen. Gigantische Strukturen außerirdischer Intelligenzen, etwa eine wachsende Dyson-Sphäre, könnten sich immer wieder vor den Stern schieben und ihn so vorübergehend verdunkeln, spekulierten viele, darunter auch ernstzunehmende Astronomen.

Links im Infrarotlicht, rechts im UV-Licht: Der verhaltensauffällige Stern KIC 846852.
Fotos: Nasa

KIC 846852 liegt in rund 1.280 Lichtjahren Entfernung von der Erde im Sternbild Schwan und schien sich phasenweise um bis zu 22 Prozent zu verfinstern. Aber nicht nur das: Wie Forscher um Benjamin Montet vom California Institute of Technology in Pasadena 2016 mithilfe des Kepler-Weltraumtelekops in einer Studie festhielt, verlor der Stern der Spektralklasse F auch kontinuierlich an Helligkeit. In den vorangegangenen vier Jahren war KIC 846852 um 3,5 Prozent dunkler geworden.

Eher Staub als Aliens

Mittlerweile wurde die Alien-These ad Acta gelegt: Zahlreiche Untersuchungen weisen eher darauf hin, dass die schwankende Helligkeit des Sterns auf natürliche astrophysikalische Vorgänge zurückzuführen ist. Zuletzt hat auch das Team um Tabetha Boyajian selbst, die inzwischen an der Louisiana State University arbeitet, kosmischen Staub zur wahrscheinlichsten Ursache für das Phänomen erklärt. Wie die Forscher im Fachmagazin "The Astrophysical Journal Letters" berichteten, deuten jüngste Daten auf extrem feinen Staub hin, der Licht verschiedener Spektralbereiche unterschiedlich stark absorbiert.

Dass Tabbys Stern jedoch weiterhin für rätselhafte Beobachtungen gut ist, zeigen aktuelle Vorgänge: Nun nämlich hat Boyajian und ihre Kollegen eine weitere plötzliche Verfinsterung des Sterns festgestellt – mit einer Lichtabnahme um fünf Prozent ist es sogar die stärkste Verdunkelung seit dem Ende der Beobachtungen durch Kepler. Dies sei durchaus ungewöhnlich, erklären die Wissenschafter: Würde beispielsweise ein erdgroßer Exoplanet vor dem Stern vorüberziehen, würde dies nur zu einer Abdunkelung von einem Prozent führen; selbst große Gasplaneten reduzieren die abgegebene Lichtmenge um allenfalls 1,5 Prozent.

"Sehr große Neuigkeiten"

Der Abfall in der Helligkeit begann demnach zunächst am 16. März mit einer Verdunkelung um vier Prozent, eher der Stern wieder zu seinem früheren Wert zurückkehrte. Am 26. März wiederholte sich das Phänomen: "Heute haben wir einige sehr große Neuigkeiten", schrieb Boyajian in ihrem Blog. "Daten, die wir letzte Nacht mit dem Observatorium von Las Cumbres (TFN) gesammelt haben, zeigt eine Lichtreduktion um fünf Prozent." John Hall von der American Association of Variable Star Observers (AAVSO) bestätigte mittlerweile die Beobachtungen.

Die Grafik zeigt die rasant wechselnde Helligkeit von KIC 846852 innerhalb der letzten Tage.
Grafik: Tabetha Boyajian

Vieles bleibt unklar

Was dies zu bedeuten habe, sei vorerst unklar, so die Astronomen. Obwohl die Wissenschafter weiterhin an feinem kosmischem Staub als plausibelste Erklärung für das KIC-846852-Mysterium festhalten, bleiben viele Fragen offen: Warum verhält sich der Stern nicht in vorhersagbarer Weise? Warum besteht der Staub aus derart kleinen Körnern und woher kommt er überhaupt?

Immerhin würden die aktuellen Messwerte ihnen weitere Puzzleteile zur Lösung des Rätsels um Tabbys Stern liefern. Aktuell dürfte der Stern wieder auf dem Weg zu seiner normalen Helligkeit sein. Die am 27. März erhobenen Daten weisen allerdings immer noch auf eine Verdunkelung von rund zwei Prozent hin, berichtet Boyajian auf wherestheflux.com. (tberg, 1.4.2018)