Marianne Sägebrecht: "Das beste an dem Schal ist allerdings seine Geschichte."

Foto: Nathan Murrell

"Mein 'Bestes Stück' ist ein handgestrickter Schal, der aussieht wie zwei Engelsflügerln. Das Beste an ihm ist allerdings seine Geschichte: Ich wurde anlässlich der Verleihung des oberbayrischen Kulturpreises zu einem Interview in ein Café gebeten.

Ich kam also dorthin und setzte mich an den Tisch einer Frau, von der ich glaubte, sie sei die Journalistin. Ich erzählte ihr mein halbes Leben, von meiner Philosophie, von meinem Glauben an die Vorsehung, vom Zufall, dass ich es immer wieder mit Adeligen zu tun hatte, die Gutes für mich und meine Mutter getan haben – zum Beispiel vom Baron von Rothenthal.

Die Frau hörte zu, trank eine Flasche Wein und rauchte wie ein Schlot. Irgendwann sagte sie, ich käme ihr mit meinen Ansichten vor wie von einem anderen Stern vor, sie müsse allerdings weiterputzen. Es stellte sich heraus, dass sie nicht die Journalistin, sondern die Putzfrau des Lokals war. Die Journalistin war an Schweinegrippe erkrankt. Zum Abschied schenkte mir diese Putzfrau den Schal, der mir viel bedeutet." (Michael Hausenblas, RONDO, 4.4.2018)

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