Ostereier, Osterhase, Osterfeuer: Diese Traditionen sind hierzulande fest etabliert. Wer seinen Osterurlaub im Ausland verbringt, darf sich nicht wundern: Denn jedes Land und jeder Kulturkreis hat seine ganz eigenen Traditionen entwickelt.

In Polen und anderen slawischen Ländern müssen Urlauber an den Feiertagen mit einer kalten Dusche rechnen, in Griechenland schlagen die Familien rote Eier gegeneinander und in Australien hat der Osterhase eine lange Rüsselnase bekommen. In den USA lädt die First Lady zum traditionellen Ostereier-Rollen auf den Rasen des Weißen Hauses ein und in Schweden ziehen die Kinder als Hexen verkleidet von Tür zu Tür.

Ostereier-Rollen vor dem Weißen Haus

Seit mittlerweile 140 Jahren findet jedes Jahr zu Ostern ein witziges Spektakel auf dem Rasen des Weißen Hauses in Washington D.C. statt: das große Ostereier-Rollen. Offizielle Gastgeberin dieses Events ist die Gattin des US-Präsidenten, teilnehmen können Kinder bis 12 Jahren und ihre Eltern. Die Tickets dafür sind zwar gratis, aber rar und müssen online über eine Lotterie ergattert werden. Im Durchschnitt bewerben sich etwa 50.000 Osterbegeisterte aus allen US-Staaten um die Plätze. Für das Eierrollen und die Eiersuche werden über 14.000 hartgekochte Eier gefärbt. Am Ostermontag dürfen die Kinder ihr hartgekochtes Ei mit einem langstieligen Löffel quer über den prestigeträchtigen Rasen rollen.

Jedes Jahr hoppelt auch ein Mitarbeiter des Weißen Hauses als Osterhase verkleidet umher und es findet ein buntes Rahmenprogramm statt, bei dem bereits Stars wie Justin Timberlake aufgetreten sind. Wer nicht vor Ort ist, kann sich den Live Stream ansehen.

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Ganz Griechenland sieht rot

Griechenland fällt zu Ostern sprichwörtlich in den Farbtopf. Am Gründonnerstag färben die Frauen die Ostereier rot und bringen sie in der Osternacht mit in den Gottesdienst, um sie segnen zu lassen. Traditionell verwenden sie dazu rote Rüben oder Zwiebelschalen. Die rote Farbe symbolisiert im griechisch-orthodoxen Glauben das Blut Jesu Christi und zugleich den Beginn des Lebens. Nach der Messe schnappt sich jedes Familienmitglied am Ostertisch ein rotes Ei und schlägt es gegen das Ei seines Tischnachbarn. Dieses Vorgehen wiederholen alle so lange, bis nur noch ein einziges heiles Ei übrig bleibt. Der Besitzer des letzten unzerbrochenen Eies hat im kommenden Jahr besonderes Glück.

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Österliche Wasserschlacht in Polen

Eine alte slawische Tradition wird heute noch in einigen Teilen Polens zelebriert: Junge Männer tragen Kostüme aus gewebtem Stroh und Masken aus Stoff oder Schafshaut und stellen so die symbolischen Vorfahren, die Dziady, dar. Die Männer dürfen dabei weder ihre wahre Identität offenbaren noch reden und ziehen murmelnd, pfeifend oder johlend durch die Straßen. Sie tragen normalerweise Körbe, in denen sie kleine Opfergaben wie Essen bekommen, oder sie werden mit einem Schluck Wodka begrüßt. Sie führen rituelle Tänze auf und spielen den Anwohnern Streiche. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, die Anwohner mit Wasser zu überschütten und ihnen Stroh beispielsweise unter die Kleidung zu stecken. Selbst gesammeltes Stroh wurde in den altslawischen Riten als schützende magische Barriere angesehen.

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Australischer Osterhase mit Spitznase

In Australien versteckt nicht der Hase an Ostern die Eier, sondern der artverwandte Bilby kommt seiner Aufgabe nach. Der Bilby ist ein Kaninchennasenbeutler und im Gegensatz zum Hasen ein in Australien heimisches Wildtier. Durch die Einfuhr von Kaninchen und Hasen entwickelte sich schnell eine Landplage und der Bilby und andere Tierarten waren vom Aussterben bedroht. Anfang der 1990er Jahre förderte die Regierung die Stiftung Rabbit-Free-Australia, um die Öffentlichkeit auf das Aussterben aufmerksam zu machen. Dadurch etablierte sich der Bilby als Alternative zum Osterhasen und ist auch in Schokoladenform zu kaufen. Vielleicht haben Australienreisende Glück und beobachten den Oster-Bilby bei seiner Arbeit.

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Das schwedische Trick-or-treating zu Ostern

Laut schwedischer Folklore flogen zu Ostern Hexen auf Besenstielen nach Blåkulla, zum Blocksberg, um mit dem Teufel zu tanzen und zu feiern. Deshalb ziehen die schwedischen Kinder als bunte Osterhexen verkleidet mit rosigen Wangen und mit Federn geschmückt durch die Straßen. Sie schreiben Osterbriefe, die in der Regel aus einer Zeichnung eines Huhns oder eines Hasen bestehen. Diese werden zu einem Dreieck gefaltet und mit Süßigkeiten gefüllt. Dann gehen die Kinder mit den Briefen auf die Straße und besuchen Freunde und Nachbarn, um ihnen die Briefe zu übergeben und erhalten im Gegenzug Süßigkeiten — Trick-or-treating auf Schwedisch. Die Schweden lieben Süßigkeiten und Schätzungen zufolge konsumieren sie während der Osterfeiertage rund 6.000 Tonnen davon.

Um die gruseligen Osterhexen zu verjagen, gibt es außerdem überall in Schweden Osterfeuerwerke. Zum Essen gibt es in der Regel Smörgåsbord, das aus geräuchertem Schinken, eingelegtem Hering und gepökeltem Lachs besteht. Beliebt ist auch "Janssons Versuchung", ein Gericht aus Kartoffeln, Zwiebeln und eingelegten Sardellen. (red, 1.4.2018)

Quellen: Evaneos, Mouzenidis Travel, GetYourGuide, MyPostcard, Urlaubspiraten

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