Rom/Bozen/Wien – Eines haben Außenministerin Karin Kneissl und Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) mit ihrer Initiative für eine Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler schon erreicht: "Wir beobachten Wien genau – und zwar kritisch", sagte ein römischer Diplomat am Freitag zum STANDARD.

Ein Kritikpunkt: Die Entscheidungsbasis für den Zweitpass soll die Südtiroler "Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung" sein. Diese hat nichts mit der Herkunft zu tun, sondern nur mit der individuellen Präferenz. So kann sich etwa ein "Italiener" als deutsch- oder ladinischsprachig deklarieren.

Vor allem italienischsprachige Landtagsabgeordnete in Südtirol werfen Wien Diskriminierung vor und schlugen die Einladung zum "Gedankenaustausch" aus – bis auf Rechtspolitiker Alessandro Urzì, der am Freitag in Wien seine Kritik deponierte: "Verrat an der Autonomie."

"Gesprächspartner für Rom und Bozen"

Von einem "erfolgreichen Gespräch" berichtete hingegen Kneissl: "Wir stehen als Gesprächspartner für Rom und Bozen zur Verfügung." Das wird von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) unterstützt. Auch die Partei Süd-Tiroler Freiheit freute sich über ein "positives Treffen".

Diplomatisch die Südtiroler Volkspartei: Ihre Vertreter hofften im Gespräch mit Europaminister Gernot Blümel (ÖVP) auf eine "europäische" Lösung. Kritisch hingegen die Südtiroler Grünen: Sie lehnen die Doppelpassinitiative ab, weil diese bloß Nationalismen befeuere. (gian)