Delft – Die größte Müllhalde unseres Planeten treibt mitten im nördlichen Pazifik und hat gigantische Ausmaße angenommen, wie Laurent Lebreton (Ocean Cleanup Foundation in Delft) und Kollegen im Fachjournal "Scientific Reports" berichten: Nach der jüngsten Vermessung erstreckt sich der "Great Pacific Garbage Patch" über 1,6 Millionen Quadratkilometer – das ist das 20-Fache der Fläche Österreichs. In diesem Areal schwimmen laut den Hochrechnungen der Forscher knapp 80.000 Tonnen Müll im Wasser.

Für ihre Studie griffen die Forscher auf Daten von 18 Schiffen zurück, die insgesamt 652 Proben sammelten. Ergänzt wurden diese Informationen durch Luftaufnahmen, was die Bewertung genauer machte – und die berechnete Gesamtmenge nach oben korrigierte. Die Forscher vermuten, dass die Plastikmüllmenge seit den Messungen vergangener Jahre etwa durch Einzelereignisse wie den Tohoku-Tsunami 2011 stark angestiegen ist.

Die dramatische Zunahme des Plastikmülls in den Weltmeeren seit 1962.
Foto: Ocean Cleanup Foundation

Die Kunststoffsorte scheint darüber mitzubestimmen, ob und in welcher Menge der Müll in der pazifischen Halde landet. Gerade typische Verpackungsmaterialien aus Polypropylen oder Polyethylen sorgen für genug Auftrieb, mit den Meeresströmungen zu wandern und am Ende im gigantischen Müllteppich zu landen, der längst nicht der einzige, aber der größte des Planeten ist (siehe Grafik oben).

Die genauen Ausmaße und Müllkonzentrationen des "Great Pacific Garbage Patch".
Foto: Ocean Cleanup Foundation

Wie die Forscher herausfanden, besteht der Inhalt des "Great Pacific Garbage Patch" zu rund 99,9 Prozent aus Plastik. Größere Objekte können dabei auch Jahrzehnte herumtreiben. Bei 100 aus dem Strudel gefischten Objekten mit einem ermittelbaren Herstellungsdatum stammten durchschnittlich zwei aus den 1970er Jahren, 14 aus den 1980ern, 36 aus den 1990ern und 48 aus den 2000er Jahren.

1,8 Billionen Einzelteile

Mikroplasik trägt rund acht Prozent zur Gesamtmasse bei, also Teilchen, die kleiner als 5 Millimeter groß sind. Nach Hochrechnungen der Forscher enthält der Teppich rund 1,8 Billionen Teile, damit kommen auf jeden Bewohner der Erde rund 250 Plastikteile. Besonders ins Gewicht fallen nicht mehr gebrauchte Fischnetze.

Rund die Hälfte des Plastikmülls wurde vor dem Jahr 2000 hergestellt und ist immer noch nicht verrottet. Insgesamt handelt es sich um rund 1,8 Billionen Einzelobjekte.
Foto: Ocean Cleanup Foundation

Neben dem vergleichsweise gut erforschten großen Müllstrudel im Nordpazifik existieren auch im Atlantik, Südpazifik und Indischen Ozean Meeresströmungsfallen, in denen Plastikabfälle von den Küsten und aus der Schifffahrt jahrelang kreisen können – wenn sie nicht an Inseln anlanden, die ungünstig in den Strömungen liegen. Große Mengen des globalen Plastikmülls verschwinden auch zerrieben in der Tiefsee, wo sie schließlich auch in die Nahrungskette gelangen können. (tasch, 26.3.2018)