Vom kleinen Firmengründer zum IT-Millionär in nur sechs Jahren: Bernd Greifeneder leitet heute ganz entspannt sein ehemaliges Unternehmen und bleibt seinem Mantra "Wow your customer" treu.

Dynatrace

Linz – Nur einen Mausklick vom Ziel entfernt – und plötzlich geht nichts mehr. Wer mit gewohnter Regelmäßigkeit auf diversen Onlineportalen unterwegs ist, kennt die Situation. Der Wunsch nach einem stressfreien Onlinegeschäft – etwa Bahn, Bank, Hotels, Flugtickets – ist groß, die Wirklichkeit sieht aber oft anders aus. Streikt die Homepage des Anbieters, hängt der Kunde verzweifelt im Netz. Doch was dem potenziellen Käufer graue Haare beschert, bedeutet für Firmen oft massive wirtschaftliche Einbußen.

Mehr Eigenständigkeit

Die Mischung aus bitterer Eigenerfahrung als Onlinekunde gepaart mit dem nötigen Fachwissen ließ 2005 auch Bernd Greifeneder in sich gehen. Der Linzer Informatiker programmierte innerhalb eines Jahres eine spezielle Software zur raschen Fehlersuche im IT-System. Mit einem kleinen Büro in der Linzer Reuchlinstraße wagte Greifeneder dann mit zwei weiteren Studienkollegen den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete Dynatrace.

Und der rasche Erfolg gab den Jungunternehmern recht. "Da wir schon vor und kurz nach dem Start mit dem Tourismusportal Tiscover, einem der größten Rechenzentren Österreichs und Golden Source die ersten Kunden gewinnen konnten, waren wir bald zu acht und unser erstes Büro schon wieder zu klein", erzählt Greifeneder im Standard-Gespräch. Der rasche Standortwechsel in Linz sollte sich ebenso als weiser Entschluss herausstellen. Denn heute ist Dynatrace ein Global Player mit weltweit rund 1700 Mitarbeitern. "Der Geschäftsverlauf war so rasant, dass wir in den kommenden zwei Jahren die Umsatzmilliarde anvisieren."

Von den drei Gründern ist heute nur Greifeneder als CTO im Unternehmen aktiv. Dynatrace selbst ist heute zur Gänze in amerikanischer Hand.

US-Einkaufstour

2006 beteiligte sich der US-Risikokapitalgeber Bain Capital Ventures mit gut einem Drittel am Unternehmen. 2009 investierten Bay Partners und der bisherige Investor Bain Capital Ventures 12,9 Millionen Dollar und hielten zwei Drittel der Anteile. 2011 kaufte dann der amerikanische Großrechnerspezialist Compuware die Linzer Softwareschmiede zur Gänze. Heute ist alles unter dem Dach des amerikanischen Private-Equity-Investors Thoma Bravo.

Mit der Software sei es erstmals möglich geworden, "jeden einzelnen Klick, jeden einzelnen Besucher und alle relevanten Daten nachzuvollziehen. Dadurch wird die Fehlersuche von Wochen auf weniger als eine Stunde verkürzt – und damit die Fehlerbehebung drastisch beschleunigt", erläutert Greifeneder. Dies wiederum steigere etwa den Auftritt der Onlineshops, die Kundenzufriedenheit und letztendlich auch die Umsätze der Dynatrace-Kunden.

Greifeneder: "Es werden keine eigenen Mitarbeiter mehr gebraucht, die eigentlich nur Computer-Babysitting betreiben und furchtbar mühsam Fehler suchen." Dank der virtuellen Mitarbeiter sei es möglich zu verstehen, wie die Kommunikation zwischen zahllosen Servern abläuft. "Und der Kunde bekommt letztlich nur ein Problem serviert, das es dann zu lösen gilt. Und nicht hundert verschiedene mögliche Problemstellen." (Markus Rohrhofer, 24.3.2018)