Rien ne va plus, hieß es am Donnerstag für viele AUA-Kunden. Am Nachmittag hat laut einem Sprecher "die Normalisierung begonnen."

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Wien – Die Schlangen vor den AUA-Schaltern am Flughafen Wien waren am Donnerstagmorgen ebenso lang wie die Gesichter der betroffenen Passagiere – statt bloß 70 musste die Fluglinie kurzfristig 150 Verbindungen stornieren. Rund 12.000 Passagiere waren betroffen. Ursache ist eine Ausweitung der Betriebsversammlung, womit der Betriebsrat Bewegung in die stockenden KV-Verhandlungen bringen will – es geht um Gehälter und Arbeitszeitflexibilisierung. Die AUA versucht unterdessen, zur Umbuchung genötigte Kunden mit Manner-Schnitten und Mineralwasser bei Laune zu halten.

Mit überschaubarem Erfolg: "Ich bin extrem genervt", sagt etwa eine Frau, die ihren Flug nach Köln bereits zwei Mal umbuchen muss. Am Vortag sei sie zwar per SMS informiert worden, doch der Ersatzflug der AUA-Schwester Eurowings sei auch ausgefallen. AUA-Sprecher Peter Thier betont, dass die Absage des Eurowings-Flugs unabhängig von der Betriebsversammlung erfolgt sei: "Das ist ein dummer Zufall und doppelt ärgerlich."

Sollte anders gehen

Ein gestresster Mann, der auf den Ersatzflug nach Mailand wartet, tut sich sichtlich schwer, Verständnis für die Aktion der Belegschaft aufzubringen: "Das sollte anders auch gehen." Andere Töne schlägt unter einer vierköpfigen Gruppe auf Geschäftsreise just der mitreisende Firmenchef an: "Ich habe Verständnis für das Personal", sagt er, "man muss die Leute auch anständig entlohnen." Wenig zufrieden sind die vier, die seit sieben Uhr am Flughafen festsitzen und nun statt nach Köln nach Düsseldorf fliegen müssen, jedoch mit dem Krisenmanagement.

Sie hätten sich bereits am Gate befunden, als ihr ursprünglicher Flug zunächst mehrmals verschoben und letztlich abgesagt wurde. Die AUA-Mitarbeiter seien selbst nicht ausreichend informiert gewesen und auch bei der Rückgabe des bereits eingecheckten Gepäcks habe es Pannen gegeben.

Im Laufe des Vormittags hat sich die Lage etwas beruhigt, dennoch versuchen auch zu Mittag noch zahlreiche Passagiere, andere Flüge zu ihren Destinationen zu organisieren. Darunter eine Frau, die mit ihrem Sohn nach Chicago und weiter nach Nebraska will – und nun für beide Flüge Ersatz benötigt. Sie nimmt es gelassen und betont, dass es bisher mit der Fluglinie keine Probleme gegeben habe. Ob sie wieder AUA buchen würde? "Ja, jederzeit", sagt sie.

Bewusste Betriebsstörung

Die Aktion des Betriebsrats legt der Airline-Vorstand laut Thier als "bewusste Betriebsstörung" aus, sieht aber weiter "gute Chancen auf eine Lösung am Verhandlungstisch." Betriebsratschef Rainer Stratberger war am Donnerstagnachmittag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. (aha, 22.3.2018)