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Symbolisch für eine alternde Dienstleistungsgesellschaft: Die meisten neuen Stellen 2017 kamen im Gesundheits- und Sozialwesen dazu.

Foto: dpa / Patrick Pleul

Wien – Der Aufschwung kommt auch bei den Menschen in Österreich an. Im Jahr 2017 hatten 50.000 Personen mehr eine Beschäftigung als im Jahr davor, gab die Statistik Austria am Mittwoch bekannt. Die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt war die beste seit einem halben Jahrzehnt, damit wurde die Nachfrage nach Mitarbeitern aus der Wirtschaft bei weitem nicht abgedeckt. Die Zahl der offenen Stellen nahm im Jahresvergleich um ein Drittel zu. Ein Trend sticht heraus: Das Plus bei der Beschäftigung geht zum Großteil auf Ausländer zurück.

· Ausländische Arbeitskräfte

Vier von fünf der zusätzlichen unselbstständig Beschäftigten 2017 waren Ausländer, die meisten von ihnen unter 44 Jahre alt. Außerdem hatten doppelt so viele einen akademischen Abschluss wie einen Pflichtschul- beziehungsweise Lehrabschluss. Besonders markant war der Anstieg in der zweiten Jahreshälfte. Damit stieg die Erwerbstätigkeit über den Wert von 2012, als die Eurokrise auch den heimischen Arbeitsmarkt durchgebeutelt hat.

Mit 65 Prozent liegt die Erwerbstätigenquote, also der Anteil aller Erwerbstätigen an der gesamten Einwohnergruppe im arbeitsfähigen Alter, unter Ausländern weiterhin unter den 74 Prozent für Österreicher. Dementsprechend höher ist die Arbeitslosigkeit: Ausländer sind doppelt so oft ohne Job wie Österreicher.

Der Anstieg ausländischer Beschäftigter ist auch eine Konsequenz der alternden Gesellschaft. Allerdings verweisen Arbeitsmarktexperten darauf, dass zusätzliche Arbeitskräfte aus dem EU-Ausland oft andere, bereits ansässige Ausländer verdrängen.

· Teilzeit bleibt Frauensache

Knapp die Hälfte der zusätzlichen Beschäftigten hatte eine Teilzeitstelle. Im Vergleich zu 2012 ist der Anteil der Teilzeitstellen leicht gestiegen – auf knapp 29 Prozent. Weiterhin waren es zu zwei Dritteln Frauen, die in Teilzeit arbeiteten.

Die meisten Frauen fanden einen akademischen Beruf, während die Qualifikationen unter Männern breiter gestreut waren. Dass weiterhin der Anteil der Frauen auf dem Arbeitsmarkt wächst, sich aber auf Teilzeit konzentriert, verstärkt den Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern. Dem wirkt entgegen, dass mehr männliche ausländische Arbeitskräfte unter den zusätzlichen Vollzeitbeschäftigten sind, die im Schnitt weniger verdienen als Einheimische. Insgesamt schließt sich die Schere langsam und lag zuletzt bei 22 Prozent (bei Stundenlöhnen).

Außerdem liegt die Arbeitslosenquote bei Frauen mit fünf Prozent unter jener der Männer (sechs Prozent). Insgesamt wurden 250 Millionen Überstunden geschoben. Laut Gewerkschaftsbund wurden bisher 45 Millionen davon sogar ohne Bezahlung oder Zeitausgleich geleistet.

· Dienstleistungen

Die Verteilung der Beschäftigungszuwächse bildet den Trend zu einer alternden Dienstleistungsgesellschaft ab: Die meisten neuen Jobs kamen im Gesundheits- und Sozialwesen dazu. Auch im Finanzwesen, im Bildungsbereich, in der Verwaltung sowie im Tourismus wurden mehr Stellen besetzt.

· Alt und Jung

Besonders stark stieg die Beschäftigung Älterer. Hier spiegelt sich die Alterung wider, aber auch der erschwerte Zugang zur Frühpension. Im Vergleich zum Jahr 2012 stieg die Erwerbstätigenquote bei den 55- bis 64-Jährigen um ganze zehn Prozentpunkte. Die Arbeitslosenquote war unter Älteren halb so hoch wie unter Jungen unter 24. Bei beiden Gruppen ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Fest steht, dass die wachsende Beschäftigung die Staatskassen füllt und in Prognosen maßgeblich zu einem ausgeglichenen Budget beiträgt. (Leopold Stefan, 21.3.2018)