Niki Lauda kann wieder triumphieren: Noch vor dem ersten kommerziellen Flug verkündete er den Verkauf von Laudamotion an Ryanair – ein bisschen "ergriffen" –, dass das alles so schnell funktioniert. Lauda (68) selbst soll Airline-Chef bleiben.

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Wien/Düsseldorf – Im Jänner noch bekam Niki Lauda mit Unterstützung der Bundesregierung und (im Hintergrund) von Lufthansa den Zuschlag für die insolvente Niki. Sein Angebot war rund 50 Mio. Euro schwer. Jetzt – nach zwei Monaten – verkauft Lauda zunächst 25, später dann 75 Prozent der Anteile an Laudamotion an den Billigflieger Ryanair. Die Iren investieren in Summe 100 Mio. Euro.

Christoph Varga über den Ryanair-Lauda-Deal.
ORF

Warum Ryanair nicht schon im Jänner ein höheres Angebot auf den Tisch legte, bleibt offen. Laudas Erklärung auf einem Erstflug nach Düsseldorf, bei dem er den Deal offiziell bestätigt: "Ryanair will mit einer weiteren Marke nach Wien." Tatsächlich ist Ryanair bisher Wien nicht angeflogen, denn die Strategie der Iren sieht – zumindest bisher – eher billigere Regionalflughäfen vor.

Geredet habe er jedenfalls auch mit der britischen Easyjet, sagt Lauda am Dienstag; mit Ryanair habe er sich aber am schnellsten geeinigt. Die Frage, was denn nun aus der von ihm angekündigten "österreichischen Lösung" werde, denn nun handle es sich eine irische, wehrt er ab: "Keineswegs, "wir bleiben Laudamotion". Wachsen wolle man in Wien mithilfe der größten Billigairline Europas, "dann können sich die Vuelings und Wizzairs warm anziehen", wiederholt der Wieder-Airline-Chef nicht zum ersten Mal.

Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), der vor nicht allzu langer Zeit beteuerte, wie wichtig es sei, "dass Firmen in heimischer Hand bleiben", sieht das auf STANDARD-Anfrage genauso: "Es bleibt eine österreichische Lösung, weil Arbeitsplätze in Österreich geschaffen werden. Wichtig ist auch, dass das Kapital vor Ort gestärkt wird."

Gute Zeiten brechen an

Auch für die Passagiere sehen Hofer und Lauda gute Zeiten anbrechen. "Wettbewerb belebt die Sinne", sagt Lauda. Er gehe davon aus, dass Tickets für die Kunden billiger werden und Laudamotion ihren Teil dazu beitragen werde. Denn: "Je mehr Flieger du hast, umso billiger kannst du sein." Argumente, die auch der Verkehrsminister ins Treffen führt. "Die Kooperation mit Ryanair bedeutet, dass der Wettbewerb gestärkt wird, was auch den Konsumenten zugutekommt."

Auch für die Ex-Niki-Mitarbeiter, jetzt bei Laudamotion, hat Lauda beruhigende Worte: Zu befürchten hätten sie mit dem Einstieg der Iren – die dafür bekannt sind, nicht eben zimperlich in Sachen Arbeitsbedingungen vorzugehen – nichts. Immerhin könne Laudamotion durch den Einstieg von Europas größtem Billigflieger "schneller eine kritische Masse erreichen" – und das würde Sicherheit und Stabilität für die Airline und die Mitarbeiter bedeuten.

Spannend wird sein, wie die "Alpha-Männer" Lauda und Ryanair-Boss Michael O'Leary harmonieren. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Mit Ex-Air-Berlin-Boss Joachim Hunold verstand sich Lauda zunächst sehr gut, im Laufe der Partnerschaft flaute die Begeisterung dann deutlich ab. Lauda verkaufte seinerzeit zunächst ein Viertel von Niki an Air Berlin, später dann alle Anteile.

In einer Flughöhe von rund 36.000 Fuß zeigt sich Lauda nicht nur "ergriffen, dass das alles funktioniert", sondern auch zuversichtlich, dass O'Leary ihm nicht "dreinregieren" werde: "Operationell wird er nicht mitreden." Anders formuliert: "Wir bleiben ein Zwerg neben dem Riesen Ryanair, ein Zwerg, der nie aufhört."

Füllen und füllen lassen

Praktisch soll das alles so funktionieren: Laudamotion bekommt aus der Niki-Insolvenz 14 Flieger, die großteils von Condor oder aus der Lufthansa-Gruppe (Eurowings, AUA) gefüllt werden. Zusätzlich stellt Ryanair sechs Flieger mit Crew bereit, die ab Berlin starten werden. Gemeinsam mit Ryanair will Lauda innerhalb von zwei Jahren auf 30 Flugzeuge wachsen. Mit dem Einstieg der Iren sichert sich Lauda auch die begehrten Slots in Wien, Düsseldorf oder Palma – andernfalls hätte er sie zurückgegeben müssen.

Die Gespräche mit der Lufthansa-Tochter Eurowings über einen Leasingvertrag will Lauda fortsetzen. Man warte auf das grüne Licht der Kartellbehörden. Angeblich hat Eurowings allerdings am Dienstag den Audit – also die Überprüfung, ob Laudamotion für Eurowings fliegen könnte – unterbrochen. Das könnte auf ein mögliches Ende der Beziehung hinweisen. Bei Eurowings heißt es dazu: "Wir führen zurzeit Gespräche mit zahlreichen Airlines – auch mit Laudamotion. Diese Verhandlungen sind vertraulich und noch nicht final abgeschlossen."

Wie die Sache auch ausgeht, in Wien wird künftig jedenfalls ein interessanter Wettbewerb ausgetragen: um die Nummer zwei hinter dem Marktführer Lufthansa-Gruppe, der 65 Prozent des Marktes dominiert. Laudamotion kann mit der Auslastungsgarantie einer Ryanair die Lufthansa ärgern – gefährlich wird sie ihr freilich nicht. (cr, rebu, 20.3.2018)