Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte (wäre eigentlich nicht notwendig gewesen), dann läge er nun vor: Mit dem Verkauf von Laudamotion an Ryanair wird neuerlich deutlich, wie überflüssig das Gerede von "österreichischen Lösungen" ist. Der Erhalt einer nationalen Airline war nach der Niki-Pleite ein gewichtiges Argument der Politik. Die hatte zwar beim Zuschlag an Laudamotion direkt nichts mitzureden, weil der Gläubigerausschuss über die Transaktion befand, doch für die Vermarktung war der rot-weiß-rote Anstrich doch förderlich.

Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) konnte ein wenig auf der Lauda-Welle mitsurfen: "Niki bleibt eine österreichische Fluglinie", frohlockte er, als Laudamotion bei der Air-Berlin-Tochter das Rennen machte. Seinen Beitrag leistete er prompt mit der raschen Genehmigung von Flug- und Landerechten. Mit seinem ehemaligen Arbeitgeber verbindet ihn offenbar immer noch einiges, auch wenn Lauda im Wahlkampf Sebastian Kurz unterstützte. Dass Niki nun irisch wird, ficht den Verkehrsminister nicht an. "Es bleibt eine österreichische Lösung." Wobei Hofer schlecht formuliert einen richtigen Punkt anspricht: Zentral sind für den Standort Entscheidungen, die für eine Volkswirtschaft nachhaltig vorteilhaft sind. Das wäre beispielsweise der Fall, wenn bei Unternehmenstransaktionen Forschungsaktivitäten oder das Headquarter im Land bleiben oder ausgebaut werden.

Der Aspekt der Langfristigkeit erscheint deshalb von Relevanz, weil Politik ein kurzlebiges Geschäft ist. Wie schon so oft wurde eine Veräußerung von staatsnahen Betrieben der Öffentlichkeit und Belegschaft mit befristeten Standortgarantien schmackhaft gemacht? Semperit Reifen gilt als besonders trauriges Beispiel einer scheibchenweisen Demontage eines Betriebs nach Fristablauf. Besonders absurd werden "österreichische Lösungen", wenn es um völlig standortirrelevante Bereiche geht. So verfolgen seit Monaten Interessierte im Buwog-Prozess, wie sich eine Bietergruppe das rot-weiß-rote Mascherl geschickt umhängte, um sich im korruptionsumwitterten Bieterprozess einen Marketingvorteil zu verschaffen.

Der Rivale AUA ist übrigens das beste Beispiel für überflüssigen Patriotismus in der Wirtschaftspolitik. Viel zu lange hielt die Republik an der Eigenständigkeit der Airline fest. So konnte die damalige Staatsholding ÖIAG die AUA letztlich nur dank einer fetten Mitgift an die Lufthansa loswerden.

Gefallen für den Standort

Doch zurück zu Hofer: Ryanair als Mehrheitseigentümer der früheren Niki kann für den Standort sogar die weit bessere Wahl sein als Laudamotion. Ausreichend Kapital zum Überleben, hohe Investitionen und niedrige Preise sind für Konsumenten und somit für das Drehkreuz ein Gewinn. Inwieweit Mitarbeiter profitieren oder die notorisch schlechten Arbeitsbedingungen der Iren zu spüren bekommen, bleibt freilich abzuwarten.

Dem Standort könnte Lauda mit dem Verkauf somit einen Gefallen getan haben. Sich selbst sowieso. Der ehemalige Rennfahrer hat schon öfter bewiesen, dass er bei seinen Aktivitäten nichts zu verschenken hat. AUA und Air Berlin, die Lauda Air bzw. Niki erwarben, hatten wenig Freude mit den Zukäufen. Mit seinem dritten Schnitt in der Luftfahrt zeigt Lauda auch, mit welchen Finten in der Wirtschaft gekämpft wird. Der Schmäh mit der Österreich-Lösung wird künftig hoffentlich nicht mehr so leicht ziehen. (Andreas Schnauder, 20.3.2018)