Prag/Jerusalem – Tschechien erwägt laut Medienberichte, sich den USA und Guatemala anzuschließen und seine Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Laut dem israelischen TV-Sender Channel 10 übt Israel Druck auf Tschechien in der Frage aus, und Tschechien habe "begonnen, die Möglichkeit eines Umzugs der Botschaft zu prüfen", so Channel 10.

Während Staatspräsident Milos Zeman den Umzug befürworte, sei Regierungschef Andrej Babis dagegen, berichtete der TV-Sender unter Berufung auf einen geheimen Brief des israelischen Botschafters in Prag, Daniel Meron, an das israelische Außenministerium weiter. Der Botschafter empfiehlt demnach in dem Schreiben, den Einfluss Zemans als Unterstützer Israels zu nutzen.

"In vernünftiger Zukunft"

Die Sprecherin des tschechischen Außenministeriums, Irena Valentova, verwies in diesem Zusammenhang auf eine frühere Aussage von Minister Martin Stropnicky, wonach Tschechien "eine diplomatische Vertretung in irgendeiner Form in Jerusalem in vernünftiger Zukunft erwägt". "Tschechien behandelt die Jerusalem-Frage offen und tabuisiert dieses Thema nicht. Gleichzeitig wollen wir weder die Position der EU zertreten noch den Dialog mit Palästina blockieren", so Valentova. Alles werde von der Entwicklung im Nahost-Friedensprozess und von der Haltung anderer Länder abhängen, die künftig ihre Botschaften in Jerusalem öffnen könnten, fügte die Sprecherin hinzu.

US-Präsident Donald Trump hatte im Alleingang im Dezember Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt und die Verlegung der US-Botschaft angekündigt. Das stieß weltweit auf Kritik. In den Palästinensergebieten kam es zu Unruhen. Bisher schloss sich nur Guatemala den USA an. Die Palästinenser beanspruchen den Ostteil Jerusalems als Hauptstadt eines künftigen eigenen Staates. Die Israelis betrachten Jerusalem als die unteilbare Hauptstadt Israels. Der endgültige politische Status von Jerusalem sollte eigentlich in Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern geklärt werden. (APA, 19.3.2018)