HR 4796A, auch bekannt als "Saurons Auge", wird von einer gewaltigen Materiescheibe umgeben.
Foto: ESO/J.-L. Beuzit et al.

Tucson – Was einen hier wie das rot glühende Auge eines mythischen Wesens anzublicken scheint, ist in Wahrheit ein enormer Ring aus Gas, Staub und Materiebrocken, der einen 237 Lichtjahre entfernten Stern umgibt. HR 4796A, auch bekannt als "Saurons Auge" (diese Bezeichnung existiert übrigens mittlerweile für mehrere ungewöhnliche astronomische Objekte), ist Teil eines Doppelsternsystems und hat mit einem Alter von acht Millionen Jahren gerade erst seine Geburtsphase hinter sich gebracht.

Obwohl der helle auf dem Bild ovale Reifen mit einem Radius von 77 Astronomischen Einheiten (was der zweifachen Durchschnittsentfernung von Pluto zur Sonne entspricht) bereits ein ausreichend beeindruckendes Phänomen des Systems darstellt, haben nun Astronomen mit dem Hubble-Weltraumteleskop dort etwas entdeckt, das sie in noch größere Aufregung versetzt.

Komplexe, asymetrische Struktur

"Unsere Aufnahmen enthüllten eindeutig, dass der Ring in einer viel größeren und morphologisch wesentlich komplexeren biaxialen und damit asymetrischen Struktur eingebettet ist", berichten die Wissenschafter um Glenn Schneider von der University of Arizona in Tucson im "Astronomical Journal".

Wie das ganze aussieht, zeigt dieses mit dem Imaging Spectrograph (STIS) des Hubble-Teleskops aufgenommene Bild:

Eine seltsame Struktur in 237 Lichtjahren Entfernung.
Foto: NASA/ESA/G. Schneider (Univ. of Arizona)

Die Aufnahme gibt Licht im sichtbaren Teil des Spektrums wieder, das von Trümmern und Staubteilchen reflektiert wird, die sich über einen Bereich von mehreren Hundert Milliarden Kilometern jenseits des inneren Rings verteilen. Die Forscher schließen aus diesem Bild auf eine Art Schockwelle im oberen linken Bereich des Systems, die allerdings in der von der Erde aus gesehenen unteren Region keine Entsprechung findet. Die Struktur bekommt dadurch die ungefähre Gestalt eines Bumerangs.

Formender Partner

Wie diese Form zustande gekommen ist, bleibt rätselhaft. Möglicherweise aber hat HR 4796B, der zweite Partner des Doppelsternsystems etwas damit zu tun, vermuten die Wissenschafter. Sein gravitativer Einfluss könnte die Struktur in diese ungewöhnliche Form gezwungen haben.

Obwohl derartige Objekte bisher nur vereinzelt beobachtet worden sind, nehmen die Astronomen an, dass sie in jungen Sternsystemen verhältnismäßig häufig vorkommen könnten. Nach Ansicht der Forscher gewähren die hier beobachtbaren Vorgänge auch Rückschlüsse auf die Anfänge unseres eigenen Planetensystems. (tberg, 18.3.2018)