"Wo der Radweg plötzlich endet" – unter diesem Motto hat DER STANDARD User und Leser gebeten, Fotos ärgerlicher Radwegsituationen einzuschicken. Hier finden Sie nun Fotos von diesen Schwachstellen. Roland Romano, Sprecher der Radlobby Wien, kommentiert die abgebildeten Verkehrssituationen. Die Interessengemeinschaft setzt sich dafür ein, Radwege sicher zu gestalten. Ob die Verkehrsmaßnahmen durchdacht sind oder nicht, darüber kann per Publikumsvoting abgestimmt werden – die beste des vergangenen Jahres wird mit der Goldene Speiche ausgezeichnet. Diese Ansichtssache wird laufend erweitert.

STANDARD-User Johannes Roither hat einige Fotos von absurden und gefährlichen Plätzen geschickt. Etwa bei der Ecke Blumengasse/Rosensteingasse im 17. Bezirk in Wien. Hier endet die Spur für Radfahrer in der Parkzone.

"Hierbei handelt es sich nicht um einen 'Radweg' laut StVO. Dieser müsste extra mit dem passenden Verkehrszeichen beschildert sein", sagt Roland Romano von der Radlobby Wien. "Hier in der Rosengasse wurde die effektive und beliebte Einbahnöffnung umgesetzt. Da durch das beidseitig verordnete Abstellen von Fahrzeugen weniger als zwei Fahrstreifen übrigbleiben, wurde früher hier eine Einbahn verordnet und eine Ausnahme für den platzeffizienten Radverkehr geschaffen, sodass Menschen am Fahrrad nicht durch unnötige Umwege belastet werden.

In der Rosensteingasse im 17. Bezirk (städtische Hauptradroute höchster Ordnung) gibt es leider an mehreren Kreuzungen keine einheitlichen Bodenmarkierungen, und das sogenannte 'Radfahren gegen die Einbahn' wird dadurch negativ beeinträchtigt. Statt einer möglichst geradlinigen Führung stehen Links-rechts-Schwenks auf der Tagesordnung. Die konkrete Kreuzung wurde bereits im Radkummerkasten.at gemeldet, und noch im März wird dazu eine amtliche Verhandlung stattfinden. Die Radlobby Wien und die Radlobby Hernals stehen im regelmäßigen Austausch mit der für die Erhaltung zuständigen Bezirksvorstehung und sind zuversichtlich, gemeinsam Verbesserungen in der Rosensteingasse zu erreichen."

Foto: Johannes Roither

An der Ecke Längenfeldgasse/Duchweg im zwölften Bezirk stehen Radler vor dieser Situation, so Roither.

"Diese Stelle ist kurios. Dies umso mehr, wenn man bedenkt, dass die Längenfeldgasse hier eine mittlere Hauptradroute ist", merkt Romano an. Sein Vorschlag an die zuständigen Stellen der Stadt Wien: "Hier kann relativ rasch und unkompliziert der Schranken geöffnet bleiben oder so adaptiert werden (zum Beispiel durch Umwandlung in einen Poller), dass trotz geschlossenen Schrankens der Verkehrsraum für den Radverkehr in einer Breite von mindestens 1,8 Meter freigehalten wird, sodass auch Anhänger und Co passieren können."

Foto: Johannes Roither

In der Kerschensteinergasse im zwölften Bezirk endet der Mehrzweckstreifen im Bordstein, kritisiert Roither.

"Auch die Kerschensteinergasse ist eine Hauptradroute mit ungeschützten Radstreifen (Mehrzweckstreifen) bei hohen gefahrenen Geschwindigkeiten (erlaubt sind bis zu 50 km/h). An der Stelle, die am Foto zu sehen ist, geht sie in die Eibesbrunnergasse über, wo eine Lücke bis zur Unter-Meidlinger Straße klafft. Die Stelle des Anlagewechsels – direkt in der Kurve – ist äußerst ungünstig und kann zu knappen Manövern führen", so Romano. Bezirk und Stadt seien hier gefordert, die Lücke in der Eibesbrunnergasse zu schließen. "Sofort dabei helfen würde die überfällige Verordnung einer angemessenen Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern. Ziel sollte sein, dass Jung bis Alt in der Eibesbrunnergasse und der Kerschensteinergasse entspannt Rad fahren können. Zumal hier ja ein wichtiger Eingang zum Bahnhof Meidling angesiedelt ist."

Foto: Johannes Roither

"Nachrang herrscht für Radfahrende an beinahe jeder Kreuzung auf einer der wichtigsten Radverbindungen im 20. Bezirk. Dieser Radweg ist in seiner Priorität für den Radverkehr vergleichbar mit der Wichtigkeit der Adalbert-Stifter-Straße für den motorisierten Verkehr", schreibt Roither.

Foto: Johannes Roither

Auf den Fotos vier bis sieben "wird berechtigt ein Missstand im 20. Bezirk angesprochen. Während gängige Richtlinien empfehlen, die wichtigsten Radrouten der Stadt mit Vorrang gegenüber niederrangigen Routen auszustatten, besteht auf diesen Routen in diesem Bezirk oft Wartepflicht", so Romano. "In der Brigittenau braucht es eine radfreundliche Ausgestaltung der wichtigsten Routen, dazu zählen auch sichere und raschere Querungsmöglichkeiten von heute bevorrangten Straßenzügen. Der Bezirk hätte an sich ein großes Potenzial für hohe Radverkehrsanteile, in der Straßengestaltung werden diese Chancen aber bisher nicht voll ausgeschöpft. Um hier den Bezirk bei der Umsetzung zu unterstützen, wird das Gespräch mit Lokalpolitik und -verwaltung gesucht."

Foto: Johannes Roither
Foto: Johannes Roither

Das betrifft die gesamte Radinfrastruktur zwischen Spittelau und Handelskai, so Roither.

Foto: Johannes Roither

"Das Foto wurde im ersten Winter nach der Öffnung der Goldschlagstraße bei der Holochergasse (ehemaliges Kaiserin-Elisabeth-Spital) gemacht. Ich wartete schon seit Jahrzehnten auf einen Durchgang dort, und dann das. Die Symbolik ist schon sehr aussagekräftig", findet User "drift".

"Die Hauptradroute Goldschlagstraße wird laut MA 46 (Karte der Winterräumung) zwar winterlich betreut, aber nicht vorrangig geräumt", erklärt Romano. Auch auf Betreiben der Radlobby Wien wurde ein Winterbasisradwegenetz definiert, das prioritär betreut wird. Unzureichend geräumte Wege kann man zeitnah beim Schneetelefon der MA 48 unter 01 546 48 melden.

Foto: User "drift"

Franziska Hirschberger ist fast das ganze Jahr in Innsbruck mit dem Rad unterwegs. Diese Schilder fand sie am nordseitigen Ufer des Inntalradwegs im Waltherpark im Zuge einer Leitungsbaustelle vor. "Die Aufnahme ist zwar circa ein Jahr alt, aber ein Symbol der Wertschätzung, die den radfahrenden Verkehrsteilnehmern seitens der Verkehrsplaner bei der Einrichtung von Baustellen entgegengebracht wird", meint Hirschberger.

Foto: Franziska Hirschberger

Es gibt aber auch Positivbeispiele für Baustellen, die den Radverkehr bei der Baustellenorganisation mitdenken. Im fünften Bezirk in der Wimmergasse gab es zum Beispiel diese Lösung.

Romano: "Im Rahmen von Baustellen sind Einschränkungen im Verkehrsablauf nicht auszuschließen. Während auf reinen Erschließungswegen notwendige zeitweise Sperren mit Vorankündigung durchaus vertretbar sind, sieht die Sache bei hochrangigen Radrouten durch die Stadt anders aus: Auf Hauptradrouten ist die Durchlässigkeit für den Radverkehr einzuplanen. Ist zu gewissen Zeiten eine Sperre unausweichlich, so ist – wie es schon im öffentlichen Verkehr oder dem motorisierten Individualverkehr Standard ist – eine entsprechende Umleitung auf einem ähnlichen Standard einzurichten. Die Stadt Wien und die Bezirksvorstehungen machen hier schrittweise Fortschritte. Noch aber ist nicht davon auszugehen, dass dies bei jeder Baustelle so organisiert wird."

Foto: wien.radlobby.at

In der Lassallestraße im zweiten Bezirk wurde bei der Baustellenplanung nicht auf den Radweg vergessen.

Foto: wien.radlobby.at

In der Siebenbrunnengasse im fünften Bezirk wurde die wichtige Hauptradroute (eine geöffnete Einbahn) während einer Baustelle in beiden Richtungen befahrbar gehalten.

Foto: Palman

Noch ein Positivbeispiel: In der Gertrude-Fröhlich-Sandner-Straße im zehnten Bezirk können Radler einer Baustelle gut ausweichen. Oder das Wiental: "Für zwei Jahre soll die Wiental-Radroute gesperrt werden. Dank rascher Intervention von Magistrat und dem sechsten Bezirk wurde eine Umleitung über eine nahe liegende Parallelstraße (Mollardgasse) eingerichtet", so Romano.

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Diese Ansichtssache wird laufend erweitert. Lassen auch Sie die STANDARD-Community teilhaben und schicken Sie ein Foto samt Beschreibung, wo das Bild aufgenommen wurde und was daran das Absurde oder Gefährliche ist, an userfotos@derStandard.at. Eine Auswahl wird veröffentlicht. (haju, 20.3.2018)

Foto: Roman Springer