Salzburg – Die Lais-Bewegung propagiert, Kindern nach Vorbild der russischen Schetinin-Schule "natürliches Lernen" zu vermitteln. Die Anhänger sprechen in Videos von Wissensosmose und behaupten etwa, den gesamten Biologiestoff in drei Tagen zu lernen. In Salzburg hat sich in den letzten Jahren eine rege Lais-Szene entwickelt, in mehreren Gemeinden sind Gruppen aktiv. Österreichweit soll es inzwischen 25 Lais-Schulen geben.

"Es muss dringend kontrolliert werden, ob Kinder für derartige Lerngruppen aus der Schule genommen wurden", fordert der grüne Landtagsabgeordnete Simon Heilig-Hofbauer. "Das gehört umgehend abgestellt." Heilig-Hofbauer stellt den Heimunterricht infrage: "Meistens sind das irgendwelche Obskuranten mit zweifelhaften Weltansichten." Wichtig sei die Bewusstseinsbildung. "Viele Leute sehen gar nicht, was sich dahinter verbirgt. Inhaltlich und personell gibt es zahlreiche Überschneidungen mit der rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Reichsbürgerbewegung." Immer mehr Leute würden über diese Kurse in die Szene abdriften und sich Schritt für Schritt von der Gesellschaft verabschieden.

Die Initiatoren der Lais in Salzburg pflegen Kontakt zu Mitgliedern der Freeman-Bewegung. Bei einem Kongress, den der von ihnen gegründete Verein veranstaltete, trat mit Jo Conrad ein prominenter Verschwörungstheoretiker und Vertreter der Reichsbürgerbewegung auf. Eine Rednerin behauptete bei dem Kongress, die Erde sei im Inneren hohl und von Echsenwesen bevölkert. Die Bundesstelle für Sektenfragen beobachtet österreichweit personelle und thematische Überschneidungen der Lais-Szene mit der Reichsbürgerbewegung.

Verfahren gegen Schule eingeleitet

Auch an der Weinbergschule am Zachiesenhof in Seekirchen wird nach der Schetinin-Pädagogik unterrichtet. Die private Schule wird von der Glaubensgemeinschaft der "Werktätigen Christen" geführt. Nachdem die ORF-Sendung "Am Schauplatz" einen Beitrag zu der Gemeinschaft veröffentlicht hatte, wurde die Schule eingehend geprüft. Mittlerweile hat das Unterrichtsministerium ein Verfahren zum Entzug des Öffentlichkeitsrechts eingeleitet.

Bei Schulinspektionen wurden Mängel festgestellt. Es liegt der Verdacht vor, dass die Lebensgemeinschaft auf dem Bauernhof sektenartig organisiert ist und umstrittene Lehrmethoden einsetzt. Einige Bewohner sollen sich mit ihren Kindern schon ins Ausland abgesetzt haben, mehrere Kinder seien bereits vom Unterricht abgemeldet worden. Auch ein Pflegschaftsverfahren ist anhängig. (Stefanie Ruep, 16.3.2018)