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Youtube-Chefin Susan Wojcicki will gegen Falschinformationen kämpfen.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL

Die schier unüberschaubare Masse an Videos, die jeden Tag bei Youtube hochgeladen wird, führt auch dazu, dass sich darunter so mancher Clip mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt befindet. Diesem Umstand will Betreiber Google nun mit einem neuen Feature entgegentreten, wie Youtube-Chefin Susan Wojcicki am Dienstagabend im Rahmen des SXSW Festivals in Austin, Texas, ankündigte.

Wikipedia

Unter dem Namen Information Cues arbeite man derzeit an einem neuen Feature für Youtube, das gezielter Desinformation entgegenwirken soll, betont Wojcicki. Zu diesem Zweck greife man auf den Datenschatz der freien Wissensenzyklopädie Wikipedia zurück. So soll dann etwa neben Hoaxes zur Mondlandung der wahre geschichtliche Hintergrund präsentiert werden. Die Youtube-Chefin betont dabei, dass dieses Feature zunächst nur bei Videos eingesetzt werden soll, zu denen es eine "signifikante Debatte" gebe.

Die entscheidende Frage bleibt dabei aber natürlich, wie schnell die Plattform mit diesem Feature auf aktuell gestreute – also neue – Falschmeldungen reagieren kann, sind es doch genau solche Vorfälle, für die der Google-Dienst zuletzt immer stärker unter Druck gekommen ist. So sorgte etwa erst vor wenigen Wochen nach dem Massenmord an einer Schule in Parkland, Florida, ein Video für Aufregung, in dem fälschlicherweise behauptet wurde, dass es sich bei einem der Überlebenden gar nicht um ein echtes Opfer, sondern um einen "Krisenschauspieler" handle, der gegen Waffenbesitz Stimmung machen wolle. Youtube entfernte das Video erst nachdem es bereits mehr als 200.000-mal angesehen worden war.

Kritik

Auf die Ankündigung von Youtube folgten allerdings auch prompt Zweifel an dieser Maßnahme. Einige Beobachter äußerten dabei die Sorge, dass künftig Verschwörungstheoretiker noch öfter versuchen werden, die Wikipedia zu manipulieren – was den Moderatoren dort erhebliche Zusatzarbeit verpassen könnte. Auch Katherine Maher, Executive Director der Wikimedia Foundation, äußerte in einem Tweet Kritik an den Youtube-Plänen: Damit würde die Arbeit der Community kommerzialisiert, ohne dass das Wissensprojekt etwas davon hat. Freilich ist dieser Umstand prinzipiell nichts Neues, schon jetzt nutzt Google die Wikipedia als Quelle für die Wissenskästchen in seinen Suchergebnissen.

Tropfen auf den den heißen Stein

Andere Beobachter weisen wiederum darauf hin, dass ein solcher Schritt nur an der Oberfläche kratzt, da das Fake-News-Problem bei Youtube wesentlich tiefer sitze. Immerhin finden sich immer wieder Clips mit ganz offensichtlichen Fehlinformationen in den Trending Videos – und zwar von "verifizierten" Youtubern, die damit dank der Werbeeinnahmen gutes Geld machen. Insofern sei die jetzige Ankündigung bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. (red, 14.3.2018)