Als Katie La Folle eine elegant-charmante Ausnahmeerscheinung im hiesigen Kabarettbetrieb: Die Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Katrin Immervoll.

Foto: Jules Sipsits

Wien – "Ob es eine Wienerin wirklich glücklicher macht, sich selbst besser kennenzulernen, weiß ich nicht", sagt Katie La Folle in ihrem zweiten Kabarettprogramm Finden. Wienerin zu sein heißt schließlich auch, trotz Seriensiegen im "lebenswerteste Stadt der Welt"-Ranking, eine gehörige Portion Weltverdruss in sich herumzutragen.

In Finden verarbeitet La Folle zudem ihren 30. Geburtstag, was die Sache nicht leichter macht. Man fühle sich da "wie in der zweiten Pubertät – also wie zwei 15-Jährige in einem Körper". Nachdem alle Lebenshilfe-, Fasten- und Selbsterkenntnis-Bücher verworfen, die Crossfit-Gurus und Online-Psychologen versagt haben, hilft nur noch eines: Eine Reise nach Indien. "Mein Findien".

Gefunden hat Katrin Immervoll, wie La Folle bürgerlich heißt, im realen Leben etwas, womit sie den heimischen Kabarettbetrieb seit drei Jahren ganz schön aufmischt: Die französische Varieté-Tradition, in der Tanz, Komik und Gesang elegant verknüpft werden.

Elegante Selbstparodie

Die Erfahrung dazu holte sich die studierte Mezzosopranistin als Showgirl in einem Pariser Varieté. Nach Wien zurückgekehrt, parodierte sie diesen Lebensabschnitt mit dem Kabarettdebüt Die folle Wahrheit – Kostüm, Gesang und selbstironische Tanzeinlagen bleiben dabei erhalten.

Als Vorbild nennt Immervoll die französische Komödiantin und Schauspielerin Florence Foresti: "Mir gefällt ihr Esprit, die starke Ausdruckskraft". Unter den hiesigen Kleinkunstmeistern sei "Josef Hader mit seinem trockenen Humor und der Sprache" ein Markstein.

Im Varieté gilt es, wie der Name schon sagt, verschiedene Ausdrucksformen zu variieren: "Es ist eine bunte, verträumte Welt mit vielen tragikomischen Geschichten, die erzählt, performt oder gesungen werden."

In Finden geht dieses Konzept voll auf. Ausgewogen zwischen Lied, Tanzeinlage und lockerem Alltagsschmäh abwechselnd, erlöst La Folle das Publikum am Ende für einen Moment sogar vom Wiener Grant. "Obwohl der ja auch sehr charmant sein kann", wie sie sagt. (Stefan Weiss, 13.3.2018)