Was einst unter dem schnöden Begriff Turnschuh firmierte, ist mittlerweile als Sneaker salonfähig.

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Das Schuhwerk hat unter kräftiger Mithilfe der Hersteller einen echten sozialen Aufstieg hingelegt.

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Wien – Der heimische Sporthandel hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Neben der norwegischen Kette XXL ließen sich der Laufschuh-Produzent Asics, der US-Sportartikelhersteller Under Armour und Nike mit neuen Standorten nieder. Aus gutem Grund: 300 Euro im Schnitt geben Kunden pro Jahr für Sportartikel aus, in Deutschland sind es rund 100, selbst die Schweizer liegen mit 240 Euro darunter. Mit 2,5 Prozent wächst der Markt recht stabil.

Wachsen auf Kosten der anderen

Und während in der Modebranche die Flächen in den vergangenen Jahren stetig sinken, beobachtet dies Standortberater Hannes Lindner im Sporthandel nicht. Seine Erklärung: "Er wächst unter anderem auf Kosten des Bekleidungshandels." Wintersportjacke oder Sportschuhe haben auch die Sporthändler im Sortiment. "Der Sneaker-Markt explodiert", sagt auch Hervis-Geschäftsführer Alfred Eichblatt. Sportliche Freizeitmode liege im Trend, bestätigt er. Hervis ist mit dem abgelaufenen Jahr zufrieden. Die Spar-Tochter konnte sich vom Kuchen ein schönes Stück abschneiden. Ein Gesamtumsatz von 520 Millionen Euro im In- und Ausland ergibt ein Umsatzplus von 5, 2 Prozent. In Österreich fiel der Zuwachs mit 6,5 Prozent noch kräftiger aus.

Neue Standorte

Nicht zuletzt verdankt er sich dem Umstand, dass alleine in Österreich vier neue Standorte eröffnet wurden. 2018 kommen sechs weitere dazu. Wohl auch deswegen, weil XXL recht forsch auftreten will. Der neue Mitbewerber hat mittlerweile in der Shopping City Süd (SCS) in Vösendorf und im Donauzentrum in Wien je eine Filiale eröffnet. An beiden Standorten ist auch Hervis vertreten. "Bisher konnten wir dort noch nichts wahrnehmen", sagt Eichblatt.

In der PlusCity in Pasching, wo XXL im April ein Geschäft auf 4500 Quadratmetern eröffnen wird, ist Hervis nicht vertreten. Dass der Markt weiterhin in Bewegung bleibt, dafür sorgt wohl ein weiterer ernst zu nehmender Konkurrent. Mit der französischen Decathlon tritt im Sommer der weltgrößte Sportartikelhändler in der SCS an, mit überweigend Eigenmarken und Preisen rund 20 Prozent unter dem Branchenschnitt. "Das ist eine eigene Maschinerie", urteilt Standortberater Lindner.

Platz genug am Markt

Platz genug bietet der Markt, findet Michael Nendwich, Sportartikelfachobmann in der Wirtschaftskammer. Auf mehr als ein Drittel des Marktes kämen die preisaggressiven Anbieter auf der Diskontschiene in Österreich nicht. Der britische Diskonter Sports Direct hat mittlerweile seine Standorte von 42 auf 36 reduziert und den Turnaround in Österreich geschafft. In diese Lücke stößt laut Nendwich immer noch die Konkurrenz. Intersport, aber auch Hervis haben Filialen übernommen.

Die Angst, dass die Großen die Kleinen fressen, habe sich nicht bewahrheitet, sagt Nendwich. Im Gegenteil. Mit der Sport-Eybl-Übernahme durch Sports Direct 2013 "hat sich der Markt klar ausdifferenziert". Nicht nur die unter dem Dach von Sport 2000 zusammengeschlossenen Fachhändler hätten profitiert. Der Marktanteil von Nischenanbietern – vom Fahrradhändler über den Berg- oder Tourenspezialisten – sei von fünf auf 17 Prozent gestiegen. (rebu, 13.3.2018)

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