Wien – Das Wiener Landesgericht für Strafsachen hat am Sonntag über den 23-jährigen Afghanen die U-Haft verhängt, der am vergangenen Mittwoch in Wien-Leopoldstadt vier Personen mit einem Messer attackiert und schwer verletzt hatte. Das teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn der APA mit.

Der 23-Jährige war vor dem Journalrichter, der die U-Haft zu prüfen hatte, anwaltlich nicht vertreten. Im Hinblick darauf gab sich das Landesgericht bedeckt. "Informationen zu Angaben, die der Verdächtige vor dem Journalrichter gemacht hat, sind nicht möglich", sagte Salzborn.

Verdächtiger erst im Dezember aus Haft entlassen

Der Beschuldigte landet damit ein weiteres Mal in einer Justizanstalt. Er war im Dezember vergangenen Jahres aus einer mehrmonatigen Strafhaft entlassen worden, die er nach einer Verurteilung wegen Drogenhandels im August 2017 verbüßte. Im Jahr davor war er ebenfalls wegen Drogenhandels schuldig gesprochen worden und mit einer bedingten Haftstrafe davongekommen.

Offen ist noch die Frage, warum der 2015 als Flüchtling nach Österreich gekommene Mann im Dezember praktisch untertauchen konnte. Der 23-Jährige, offenbar drogenabhängig, habe sich in jüngster Zeit in "szenetypischen Gegenden" aufgehalten, erklärte die Wiener Polizei. Am Montag soll er wegen der Möglichkeit einer freiwilligen Ausreise beim Bundesasylamt vorstellig geworden sein. Am Mittwochabend fügte er in der Praterstraße einem Ehepaar und dessen Tochter mit einem Messer lebensbedrohende Verletzungen zu, eine halbe Stunde später einem Landsmann auf dem Praterstern. Alle vier Opfer sind außer Lebensgefahr. Motiv des 23-Jährigen waren eine "grundsätzliche Unzufriedenheit mit seiner Lebenssituation sowie sein Drogenproblem", wie die Polizei erklärte. (APA, 11.3.2018)