Razzia beim Pflegedienst Domamed. Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) hoffen auf Aufklärung.

Foto: ORF / ARD / Christine Schröder

"Wann stirbst du endlich, Mama!" Es sind grausame Worte, die eine erwachsene Tochter ihrer alten Mutter entgegenschleudert. Und noch schlimmer: Man kann sie verstehen. Die Mutter wirft mit Tellern, brüllt und versaut das Bett mit Kot. Ihr gegenüber sitzt die Tochter, die mit der Pflege völlig überfordert ist.

Sie ist nicht die Einzige. Ein alter Mann erstickt seine Frau im Ehebett, legt ihr noch einen kleinen Blumenstrauß in die Hand, um dann selbst aus dem Leben zu scheiden. Bei den "Jungen" ist es auch nicht besser, als das Beatmungsgerät einer Mutter ausfällt.

Klingt ein bisschen kompliziert, ist es auch

Zwischen all dem Elend mäandern im Bremer Sonntags-Tatort Im toten Winkel natürlich die Kommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Nils Stedefreund (Oliver Mommsen), aber auch der Gutachter Carsten Kühne (Peter Heinrich Brix).

Letzterer wird irgendwann ermordet, aber da sind Lürsen und Stedefreund schon beim Ermitteln, weil ja die Rentnerin tot ist. Klingt ein bisschen kompliziert? Ist es auch – und andererseits auch wieder nicht.

Grottenschlechte Ermittlung

Im Idealfall bietet ein Tatort ja eine spannende Mörderjagd und greift ein gesellschaftlich relevantes Thema auf. Der zweite Punkt wird in diesem Tatort übererfüllt, die Szenen aus dem Pflegewahnsinn zwischen Zeit- und Geldknappheit gehen unter die Haut.

Aber es ist kein Krimi, sondern ein starker Film über das Altsein und Schwachwerden, in den die Kommissare mit einer grottenschlechten Ermittlung noch reingepappt wurden.

Und damit auch wirklich alle verstehen, wie schwierig das Thema ist, gibt es praktisch nur Missstände und somit viel zu viel des Schlechten zu besichtigen. Weniger wäre mehr und glaubhafter gewesen. (Birgit Baumann, 10.3.2018)