Zehntausende außerirdische Zivilisationen
Sind wir allein oder existieren doch auch andere intelligente Zivilisationen in unserer Milchstraße? Vieles, was zu dieser Frage bisher veröffentlicht wurde, basiert auf der sogenannten Drake-Gleichung, einer 1961 von dem US-Astronomen Frank Drake entwickelten mathematischen Formel, deren einzelne Faktoren bis heute großteils nur geschätzt werden können (eine Vergrößerung der oberen Grafik gibt es hier). Erst Ende Jänner hat der bekannte Astronom Seth Shostak vom Seti-Institut in Kalifornien die Drake-Formel neu interpretiert und ist dabei auf ein reichlich optimistisches Resultat gekommen: Bis zu 10.000 außerirdische Zivilisationen könnte demnach unsere Heimatgalaxie beherbergen – damit wäre die nächste im Schnitt nur 2.000 Lichtjahre entfernt.
Nun aber will der US-amerikanische Raumfahrtingenieur Robert Zubrin einen entscheidenden Fehler in den bisherigen Anwendungen der Drake-Gleichung entdeckt haben. Vor allem sei die Annahme problematisch, dass Leben und Intelligenz nur einmal pro Planetensystem entstehen würde. Nachdem jedoch Sterne viele Milliarden Jahre existieren, die Entwicklung von Intelligenz aus tierischen Vorfahren auf der Erde aber nur wenige Millionen Jahre gedauert hat und die Entstehung einer raumfahrenden menschlichen Hochkultur überhaupt nur wenige Tausend Jahre benötigte, könnte man auf entsprechend geeigneten Exoplaneten vermutlich von einer Serie von Zivilisationen ausgehen.
Selbst wenn sich die Menschheit als Zivilisation selbst auslöschen würde, so sei es laut Zubrin nicht unwahrscheinlich anzunehmen, dass auf Basis nur weniger Überlebender etwa einer nuklearen Selbstzerstörung binnen 1.000 Jahren erneut eine Zivilisation entsteht. Der Wissenschafter gibt zu bedenken, dass es selbst nach dem Asteroideneinschlag, der die Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren vernichtet hat, nur wenige Millionen Jahre gedauert hat, ehe hoch entwickelte Säugetiere die Erde bewohnt haben.
Darüber hinaus würde in der Drake-Formel nicht berücksichtigt, dass sich sowohl das Leben selbst, als auch eine außerirdische Zivilisation auf andere Sternensysteme ausbreiten könnte. Stellte man diese Faktoren in Rechnung, so könnte die Zahl der intelligenten Nachbarn in der Milchstraße bedeutend höher liegen, so Zubrin. Der Wissenschafter kam bei seinen Kalkulationen auf eine Zahl von 80.000 – dies würde bedeuten, dass die nächste extraterrestrische Zivilisation im Durchschnitt nur 122 Lichtjahre entfernt liegt.