Dass Eva Glawischnigs Demonstration weiblicher Selbstständigkeit anlässlich des noch bevorstehenden Frauentages gerecht gewürdigt worden wäre, lässt sich nicht behaupten. Hätte sie eine Raucherlounge aufgemacht, die Reaktionen hätten kaum verständnisloser sein können. Ständig wird getrommelt, mehr Frauen in Aufsichtsräte zu bringen, aber öffnet sich dann für eine die Büchse der Fortuna und sie erobert die Stabsstelle für Nachhaltigkeitsmanagement und verantwortungsvolles Spiel in der Hochburg der Glückskeksindustrie, ist das nicht einmal der "Kronen Zeitung" recht. Die übertreibt ja öfter, wenn es gilt, ethische Grundsätze in ihrer ganzen Strenge zu bewahren und – vor allem – von anderen einzufordern. Vom großen Rest der Kritiker ganz zu schweigen.

Zwischen Geldgier und Rache an ihrer Partei oszillierten die Vorwürfe, politische Inkonsequenz war da noch das Harmloseste. Dabei verdeckt die Abrechnung mit der einzelnen Person ein größeres grundsätzliches Problem, das in nicht allzuferner Zeit moralische Grundfesten ins Wanken bringen könnten: Wohin mit Politikern, die in noch pensionsfernen Zeiten sei es vom Wähler, sei es von Parteifreunden, ausgeschieden werden? Und davon könnte uns der in der Politik um sich greifende Jugendwahn noch einige Exemplare bescheren.

Bis zum Ruhestand ist es noch weit

Der aktuelle Prototyp zum Beispiel wird, wenn er, wie einmal versprochen, nach zehn Jahren seine Lebensplanung ändert, sofern er nicht früher dazu verhalten ist, gerade einmal vierzig Jahre alt sein. Auch die blauen Neophyten, die er sich für seine Regierung herangezogen hat, werden in fünf Jahren vom rentenfähigen Alter noch weit entfernt sein, ganz zu schweigen von einer Marlene Svazek mit ihren 25 Lenzen. Sebastian Kurz könnte dann immerhin sein Jusstudium fortsetzen, Kickl mit der Vollendung zum Philosophen Sein und Zeit überbrücken. Aber bis zum Ruhestand im beanspruchten Wohlstand ist es noch immer weit.

Was sollen sie und andere in diesem "too small Country" dann tun? Die Novomatic kann nicht alle nehmen, auch wenn sich Strache als Verantwortungsmanager für einarmige Banditen geradezu aufdrängte. Wenn sich nicht ein serbischer Oligarch seiner erbarmt, müsste er glatt beim Tabakmonopol das Verantwortungsmanagement für Kettenraucher übernehmen. Schließlich wollte er schon immer bei den ganz Großen dabei sein, ein Wunsch, den ihm der Bundeskanzler nicht erfüllen kann.

Bis vor ein paar Jahren war alles einfacher. Aber etliche Oligarchen und Diktatoren, die sich gestrandeten Politikern als Weiterentwicklungshelfer anboten, waren inzwischen von Mitgliedern der Sozialistischen Internationale besetzt. Es kommt auch vor, dass mildtätige Organisationen sich für Vorträge öffnen, in denen diese gegen gutes Geld rhetorisch nachholen, was sie als Politiker verabsäumt haben. Mit Bierzeltrhetorik scheffelt man da keine Millionen.

Konsequenz kann man Frau Glawischnig nicht absprechen. Sie hat die Mitgliedschaft in ihrer Partei zurückgelegt und damit demonstriert, dass man zum Wohle der Menschheit nicht für ein kümmerliches Politikergehalt in einer Partei arbeiten muss. (Günter Traxler, 8.3.2018)