Akteur 1, bislang in Bedrängnis: das Eichhörnchen.
Foto: University of Aberdeen

London – Seit gut einem Jahrhundert befindet sich das Eichhörnchen, wie wir es kennen, in Großbritannien in einem Rückzugsgefecht und verliert Jahr für Jahr an Boden. Ende des 19. Jahrhunderts wurde erstmals das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) auf der Insel eingebürgert. Seitdem hat es sich weit ausgebreitet und das Eichhörnchen sukzessive verdrängt.

Dieser nordamerikanische Nager ist etwas robuster gebaut als sein europäischer Vetter (Sciurus vulgaris) und trägt zudem ein Virus in sich: Selbst dagegen immun, infizieren die Grauhörnchen damit ihre Verwandten, die der Krankheit massenweise erliegen.

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Akteur 2, der Eindringling aus Übersee: das Grauhörnchen.
Foto: AP Photo/Amy Sancetta

Verschiedene Strategien wurden ausprobiert, um dem Siegeszug des Grauhörnchens Einhalt zu gebieten – die Erfolge waren bescheiden. Aber was der Mensch nicht geschafft hat, könnte nun endlich einer anderen Spezies gelingen. Der Baummarder (Martes martes), dem der Mensch in der Vergangenheit stark zugesetzt hat, erlebt nämlich gerade ein Comeback. Und wo sich das kleine Raubtier ausbreitet, schrumpfen die Grauhörnchenbestände, während die der Eichhörnchen wieder wachsen.

Zu diesem Befund kommt ein US-amerikanisch-schottisches Forscherteam in der jüngsten Ausgabe des Fachmagazins "Proceedings of the Royal Society B". Die Biologen stellten die Rückkehr des Baummarders in zuvor lange Zeit verlassene Regionen in Schottland fest – inklusive deutlicher Auswirkungen auf die Hörnchenbestände. Die Studie dauerte von 2014 bis 2017 und baute auf einer Untersuchung aus dem Jahr 2014 auf, die denselben Zusammenhang für das Schrumpfen der Grauhörnchen-Population in Irland nahelegte.

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Akteur 3 und erhoffter Game-Changer: der Baummarder.
Foto: AP Photo/Robert F. Bukaty

Auf den ersten Blick einleuchtend ist der Zusammenhang nicht: Immerhin machen die Marder sowohl auf Eich- als auch auf Grauhörnchen Jagd. Hier dürfte aber der Faktor Koevolution ins Spiel kommen, wie die Biologin Emma Sheehy gegenüber der BBC erklärte. Eichhörnchen haben sich über lange Zeit hinweg parallel zum Baummarder entwickelt und sind an ihn und seine Jagdmethoden gewöhnt – was sie bis zu einem gewissen Grad schützt.

Die Grauhörnchen hingegen hatten in ihrer alten Heimat keinen solchen Nachbarn, seien daher dem Marder gegenüber weniger vorsichtig und könnten so leichter von ihm erbeutet werden. "Der Feind meines Feindes ist mein Freund" fassen die Forscher den Zusammenhang in ihrem Paper zusammen. Zugleich sprechen sie von einer Win-Win-Situation, da sowohl der Baummarder als auch das Eichhörnchen geschützten Status haben. Und der einzige Verlierer in diesem Zusammenhang ist eine Spezies, die man ohnehin lieber heute als morgen los wäre. (jdo, 10. 3. 2018)