Waren sechs Din-A4-Papierseiten dem früheren Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider wirklich zwölf Millionen Euro wert – oder deckte das achtstellige Honorar für den Villacher Steuerberater Dietrich Birnbacher am Ende doch eine viel umfassendere Leistung ab – und war somit gerechtfertigt?

Diese Frage steht weiterhin im Zentrum jenes Gerichtsverfahrens, das das Land Kärnten gegen die Witwe und die Töchter Jörg Haiders führt. Es geht um eine Wiedergutmachung des mutmaßlich von Haider verursachten Schadens, das Land fordert 600.000 Euro, die Erbinnen weigern sich, nun wird prozessiert.

Ex-Vorstand sagt aus

Einblicke in die Vorgänge, die sich vor zehn Jahren rund um den umstrittenen Verkauf der Hypo-Anteile durch das Land Kärnten und die Kärntner Landesholding abgespielt hatten, lieferte Donnerstagvormittag am Landesgericht Klagenfurt einer der damaligen Holding-Chefs, Hans-Jörg Megymorez. Er und Co-Vorstand Gert Xander waren im Untreueprozess im Jahr 2012 zu Haftstrafen verurteilt worden, weil sie Birnbacher das – später von zwölf auf sechs Millionen gesenkte – Beraterhonorar aus den Mitteln der Landesholding ausgezahlt hatten, beide sind mittlerweile wieder frei.

Er sei von Haider und ÖVP-Landesrat Josef Martinz mehrfach überrumpelt worden, beteuert Megymorez: einerseits mit dem fix-fertig ausverhandelten Verkauf der Hypo-Anteile an die Bayerische Landesbank, andererseits mit dem achtstelligen Honorar an Birnbacher. "Das wird ja kein Problem sein, das zu bezahlen", soll Haider damals zum Holding-Chef gesagt haben. Und die Holding bezahlte die sechs Millionen. Die Probleme kamen denn auch erst später, als Birnbacher im Strafverfahren ein reumütiges Geständnis ablegte: Nicht zwölf Millionen sei seine Arbeit wert gewesen, sondern nur rund 300.000 Euro.

"So was hab ich noch nie gesehen"

Das ändert nichts daran, dass Megymorez am Donnerstag weiterhin bei seiner Auffassung bleibt, Birnbachers Leistung sei aus damaliger Sicht tatsächlich zwölf Millionen Euro wert gewesen. Schließlich habe er den Steuerberater in dessen Kanzlei besucht – und dort "fünf bis sechs Ordner mit Unterlagen" rund um den Hypo-Verkauf vorgefunden. Birnbacher habe also sehr wohl viel Zeit mit der Causa verbracht, in der er als Vertreter des Landes Kärnten nach außen hin aufgetreten sei, um für das Land möglichst vorteilhafte Konditionen herauszuschlagen. Das sei Birnbacher, so Megymorez' damaliger Eindruck, auch tatsächlich gelungen: "So was hab ich überhaupt noch nie gesehen in meiner Tätigkeit, dass es in einem Vertrag zu einem absoluten Haftungsausschluss kommt. Das allein hätte die zwölf Millionen für mich schon gerechtfertigt."

Daran hatte auch Co-Vorstand Xander, der am Nachmittag als Zeuge befragt wurde, keinen Zweifel – zumal man sich durch diverse Gutachten abgesichert hatte, dass das Honorar gerechtfertigt war. Zudem hatte Birnbacher – ganz im Gegensatz zum späteren Geständnis vor Gericht – äußerst selbstsicher gezeigt, was seine Leistung und die Angemessenheit des Honorars betrifft.

Megymorez würde aus heutiger Sicht trotzdem alles anders machen. "Heute, in der Nachschau und in Kenntnis des Urteils gegen mich", würde er Birnbacher die Zahlung des Honorars verweigern und es auf ein Gerichtsverfahren ankommen lassen. "Weil das in Österreich der einzige Weg ist, eine Untreue zu verhindern." (Maria Sterkl, 8.3.2018)