Bild nicht mehr verfügbar.

Usbekistan ist eines von mehreren Ländern, die sich mehr vom Tourismuskuchen holen wollen.

Foto: Reuters / Fabrizio Bensch

Berlin – Vom Tourismusfieber werden zunehmend auch Länder erfasst, die bisher nicht auf dem Radar reisehungriger Menschen standen. Das sind auch, aber nicht nur, Länder in Asien. Dank moderner Technologie können diese einfacher als früher zu anderen aufschließen. Durch den wachsenden Druck von außen soll in Österreich nun Realität werden, was schon länger diskutiert wird: eine stärkere Verzahnung des Tourismus mit Landwirtschaft und Kulinarik.

"Mit weniger Mitteln mehr erreichen", das sei das Ziel, sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) am Mittwoch bei einem Besuch der ITB, der weltgrößten Tourismusmesse in Berlin. Im Endeffekt gehe es um eine Beseitigung von Doppelgleisigkeiten und einen treffgenaueren Einsatz der Werbemittel. Die Richtung soll ein Masterplan Tourismus vorgeben, den Köstinger für Anfang 2019 in Aussicht stellt.

"Budgetverhandlung nicht vorgreifen"

Ob das Budget der ÖsterreichWerbung (ÖW) für die Bearbeitung neuer Märkte speziell in Asien aufgestockt wird, ließ die Ministerin offen: "Ich möchte den Budgetverhandlungen nicht vorgreifen." Die Basisfinanzierung der ÖW, die zu drei Viertel vom Bund und zu einem Viertel von der Wirtschaftskammer Österreich bestritten wird, ist seit Jahren bei 32 Millionen Euro eingefroren. Allein die Inflation habe davon viel aufgefressen, hat die Österreichische Hoteliervereinigung wiederholt moniert.

Bei der Erstellung des neuen Masterplans Tourismus, der den alten von 2010 ersetzen soll, dürfe es keine Tabus geben, sagte Köstinger. Auch eine Zusammenlegung von Tourismusorganisationen sei denkbar, wenn dies gewünscht werde. Durch ein koordinierteres Vorgehen könne die Branche zudem mehr Mittel aus dem europäischen Struktur- und Regionalfonds loseisen. "Die Auflagen sind herausfordernd, aber es lohnt sich", sagte Köstinger.

1.500 Destinationen

Mit der ÖW, den neun Landesorganisationen, rund 90 Regionen und gut 1500 Destinationen gibt es derzeit rund 1700 unterschiedliche Akteure in der Branche. Nimmt man die verschiedenen Vermarktungsplattformen im ländlichen Raum dazu, kommt man noch auf wesentlich mehr.

An Geld mangelt es nach Ansicht von Experten nicht. Allein im Tourismus stehen österreichweit rund 200 Millionen Euro für Marketing zur Verfügung. Dazu kommen einige 100 Millionen für diverse Landwirtschaftsinitiativen (AMA-Gastrosiegel, Genussregionen, kulinarisches Erbe). Durch Vermeidung von Streuverlusten könne mit der gleichen Summe Geldes freilich deutlich mehr erreicht werden.

Trotz steigender Ankunfts- und Nächtigungszahlen verliert Österreich seit Jahren Marktanteile. Lag man 1990 bei den internationalen Ankünften mit einem Anteil von 4,4 Prozent noch an fünfter Stelle (hinter Frankreich, USA, Spanien, Italien), reichte es 2016 mit einem Marktanteil von 2,3 Prozent nur mehr für Platz elf. Das liegt auch daran, dass andere Nationen von tieferen Niveaus stärker aufholen.

Köstinger will keinen Wettlauf mehr

Köstinger will "weg vom monatlichen Wettlauf um Ankünfte und Nächtigungen". Diese sagten wenig aus über die Ertragskraft der Betriebe, um die es nicht zum Besten bestellt sei. Zusätzlich sollen künftig auch andere Messgrößen wie Belegstage Aufschluss darüber geben, wie erfolgreich das Tourismusgeschäft läuft.

"Voll einverstanden" mit Köstingers Kurs zeigte sich die oberste Touristikerin in der Wirtschaftskammer, Petra Nocker-Schwarzenbacher. Vor allem die Senkung der Mehrwertsteuer auf Nächtigungen von 13 auf zehn Prozent ab November verschaffe der Branche Luft zum Atmen.

ÖW-Chefin Petra Stolba begrüßte die erstmalige Präsenz der Agrarmarkt Austria (AMA) auf der ITB, ein erstes Zeichen für eine künftig verbesserte Zusammenarbeit über Branchengrenzen hinweg. (Günther Strobl aus Berlin, 8.3.2018)