Kaum zu glauben, aber es gibt tatsächlich einen Kärntner Politiker der Grünen, der sich derzeit zu Recht als Sieger fühlen darf. Nämlich Julian Schmid.

Bis vor wenigen Tagen galt der in seiner Unbedarftheit fast schon rührende Ex-Parlamentspraktikant und "Öffi für alles"-Monchhichi als Symbolfigur des durch inhaltliche Beliebigkeit beschleunigten grünen Parteiabstiegs. Nun hat ihn Eva Glawischnig in dieser Rolle abgelöst.

In einem Akt von gusenbaueresker Grandezza gab die ehemalige Parteichefin der Grünen bekannt, künftig für den Glücksspielautomaten-Konzern Novomatic tätig sein zu wollen, und erklärt dazu im STANDARD-Interview: "Ich habe alle engen Vertrauten im Vorhinein darüber informiert. Überraschenderweise hat keiner gesagt 'Um Gottes willen'." Das glaubt man gerne, liegt es doch näher, beim plötzlichen Anblick eines Menschen, der sich das Wort "PEINLICH!!!" auf die Stirn hat tätowieren lassen, an der Existenz eines gütigen Gottes zu zweifeln, als darin seinen Willen zu erkennen.

Ihre Ergänzung, sie hätte "mit zwei bis drei anderen Konzernen gesprochen", bei denen "die Empörung wahrscheinlich die gleiche gewesen wäre", lässt nur wenige Möglichkeiten offen (Hells Angels? Opus Dei? 'Ndrangheta? Al-Kaida?) und führt zur Frage, was sich solche Arbeitgeber von einem Engagement Glawischnigs versprechen. Brauchen Leute, die sich problemlos Gesetze, Politiker, Ermittler und Gutachter kaufen können, wirklich auch noch ein Maskottchen?

Der Journalist Peter Michael Lingens vermutet einen Racheplan dahinter, denn "in den letzten Jahren haben die Grünen unter Glawischnigs Führung den Novomatic-Konzern vermutlich eine Milliarde gekostet. Durch das Engagement von Glawischnig sind Grüne und sie jetzt gleichermaßen nachhaltig beschädigt. Ich würde mich nicht wundern, wenn Novomatic schon bald feststellte, dass ihr Engagement leider nicht den erhofften 'nachhaltigen' Erfolg gebracht hat, sodass man ihren Vertrag nicht wie geplant verlängert."

Das wäre eine raffinierte Strategie, die den Begriff "Nachhaltigkeitsmanagement" zwar neu, aber deutlich besser zum Konzern passend interpretieren würde und nur aus einem Grund fehlschlagen könnte: wenn sie von Glawischnig durchschaut wird.

Dann könnte sie ihren Job als "Verantwortungsmanager" nämlich dafür nützen, Sachverhalte zu thematisieren, von denen nicht zu wissen unverantwortlich wäre. Zum Beispiel, dass 27 Prozent der Spielsüchtigen zur Finanzierung ihrer Sucht kriminell werden und 91 Prozent der kriminell gewordenen Spielsüchtigen automatenspielsüchtig sind. Oder dass jeder neu aufgestellte Spielautomat im Schnitt einen neuen Spielsüchtigen hervorbringt, weshalb die kommunikative Nebelgranate, Automatenglücksspiel mit Glücksspiel gleichzusetzen, so ist, als würde man nicht zwischen Crystal Meth und Nikotin unterscheiden.

Bis vor kurzem hat Glawischnig das noch gewusst. Vielleicht ist es ihr ja schon wieder eingefallen, und sie hat bei ihrer Erklärung "Ich wollte schon immer bei den ganz Großen dabei sein" nicht an Schadensverursacher oder Körperöffnungen, sondern an Größen wie Edward Snowden oder Günter Wallraff gedacht. (Florian Scheuba, 7.3.2018)