Was in den Köpfen der ÖBB-Dauerkritiker der Kanzlerpartei vorgeht, während Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) und Getreue bei der Staatsbahn fuhrwerken, lässt sich nur erahnen. Kommentare zu Reformbedarf oder einer Redimensionierung des Bauprogramms gibt es nur hinter vorgehaltener Hand, Einsparungen fordert nicht einmal mehr der Finanzminister, obwohl bei der ÖBB deutlich mehr zu holen wäre als beim Arbeitsmarktservice, wo das Geld für ältere Arbeitslose und Flüchtlinge zusammengestrichen wird. Die von ÖVPlern regelmäßig eingeforderte Liberalisierung? Fehlanzeige.

Diese Untätigkeit wird sich rächen. Denn Nichtstun schadet der Bahn und mit ihr den österreichischen Steuerzahlern am meisten. Wer meint, das Gütervolumen werde sich schon einstellen, wenn fragwürdige Milliardentunnel erst einmal gebaut sind, lebt auf dem Mond. Von Geisterhand kommt auch in der ÖBB-Güterbahn Rail Cargo Austria nichts, die mit hundert Millionen Tonnen heute kaum mehr Fracht auf die Schiene bringt als vor 15 Jahren. Die wunderbare Tonnagevermehrung, mit der Tunnel unter Semmering und Brenner legitimiert wurden, ist ein Luftschloss.

Wenn die Bahn so gut und umsichtig geführt wird, wie Hofer nun mit Eurozeichen in den Augen beschwor, hätte er den SPÖ-dominierten Aufsichtsrat getrost belassen können. Der hat den Tunnelbau zu Babel auch nie hinterfragt, sondern die Wünsche der Bauindustrie abgenickt. (Luise Ungerboeck, 6.3.2018)