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Ex-Profi Floyd Landis versucht sich als Prophet.

Foto: ap/Ignelzi

London – Ex-Radprofi Floyd Landis rechnet im Zuge der Vorwürfe gegen das Team Sky durch einen Sonderausschuss des britischen Parlaments mit einem baldigen Aus für den Rennstall. "Das muss das Ende sein für das Team. Ich bin zu hundert Prozent sicher, dass es bei der Tour de France dieses Jahr kein Team Sky geben wird", sagte der geständige Doper und Kronzeuge im Fall Lance Armstrong dem Internetportal cyclingnews.com.

Landis hatte die Tour de France 2006 gewonnen, war aber danach des Dopings überführt worden. Sein Gesamtsieg wurde annulliert. Seit 2016 vertreibt der Amerikaner in Denver Cannabisprodukte. Für den wegen der Vorwürfe unter enormen Druck geratenen Bradley Wiggins forderte der 42-Jährige dieselben Konsequenzen für den Tour-Sieger von 2012, die einst ihn trafen. "Wiggins sollte seinen Titel verlieren", sagte Landis.

Doping, trotz Genehmigung

Die Nutzung des Kortikoids Triamcinolon sei aus seiner Sicht trotz der zuvor erteilten medizinischen Ausnahmegenehmigungen ein Dopingvergehen – anders als im britischen Report geschlussfolgert, so Landis. "Für einen Kerl wie Wiggins, der zu schwer war und kein Kletterer, wären Kortikoide genauso von Vorteil wie Steroide, Epo und Blutdoping, denn wenn er es nicht genommen hätte, wäre er nie so dünn geworden, alles Epo der Welt hätte ihm nicht über die Berge geholfen."

Allerdings bestritt Wiggins nicht, das Kortikoid, das für die Behandlung von Allergien und Asthmaerkrankungen eingesetzt wird, zwischen 2011 und 2013 eingenommen zu haben. Er wies aber Passagen aus dem Bericht zurück, wonach er das Mittel neunmal innerhalb von vier Jahren benutzt habe – und schon gar nicht, um sich einen unerlaubten Vorteil zu verschaffen.

"Es war medizinisch absolut notwendig, und diese ganze Sache ist ein komplettes Durcheinander aus Anspielungen und Gerüchten", verteidigte sich Wiggins. Sollte Triamcinolon einen leistungssteigernden Effekt gehabt haben, sei das unabsichtlich erfolgt: "Absicht, das ist der Schlüssel!", sagte er.

Landis findet, dass Wiggins reinen Tisch machen müsste. Er solle die Wahrheit sagen, dass die ganze Anti-Doping-Sache eine Farce sei. "Das ist es, was die Leute lernen sollten, nicht nur mit dem Finger auf Wiggins zu zeigen", sagte Landis. Das gesamte System sei ein Schwindel.

Dominanz

Sky wurde 2009 gegründet, 2012 folgte der große Durchbruch mit dem Tour-Sieg von Wiggins. Seither dominierte das Team, das eine enge personelle Verflechtung mit dem britischen Radsportverband British Cycling aufweist, das wichtigste Radrennen der Welt. Vier weitere Gesamtsiege durch Chris Froome folgten. 2017 lag Sky in der Mannschaftswertung des Rad-Weltverbands UCI auf Platz eins.

Über Froome hängt wegen eines drastisch erhöhten Werts des Asthmamittels Salbutamol aus einer Kontrolle bei der siegreich absolvierten Vuelta 2017 das Damoklesschwert einer Dopingsperre. Die UCI hat diesbezüglich sechs Monate nach dem Vorfall noch immer keine Entscheidung getroffen. Froome tritt ab Mittwoch bei der Fernfahrt Tirreno–Adriatico an.

In dem Parlamentsbericht war am Montag ein Rückzug von Sir David Brailsford gefordert worden, der Sky seit 2010 managt. Brailsford jedoch will bleiben. Froome wiederholte sein Statement vom Saisonstart bei der Ruta del Sol: "Ich bin sicher, dass wir die Sache aufklären können."

Der deutsche Topsprinter Marcel Kittel sprach bezugnehmend auf Froome und Wiggins von einem "Super-GAU für den Radsport", der "Erinnerungen an eine Zeit hervorruft, von der wir uns alle so sehr distanzieren wollen". (red, sid, 6.3.2018)