Tel Aviv – Während der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Washington besucht, gerät er in der Heimat wegen eines mutmaßlichen Korruptionsfalles weiter unter Druck. Mit Netanjahus langjährigem Medienberater Nir Hefetz wird bereits ein zweiter Vertrauter des Regierungschefs Kronzeuge im Zuge der Ermittlungen um Israels größtes Telekom-Unternehmen Bezeq. Das teilte die Polizei am Montag mit.

In dem neuen Korruptionsfall wird Netanjahu verdächtigt, in seiner Zeit als Kommunikationsminister Bezeq begünstigt zu haben. Im Gegenzug soll die zum Unternehmen gehörende Nachrichtenseite "Walla" positiv über ihn und seine Familie berichtet haben.

"Es gibt nichts"

Bereits in der vergangenen Woche war Shlomo Filber, ebenfalls ein Vertrauter Netanjahus und der Ex-Generaldirektor des Kommunikationsministeriums, eine Kronzeugen-Vereinbarung eingegangen. Filber und Hefetz (Chefez) waren vor rund zwei Wochen festgenommen worden.

Ein Sprecher von Netanjahus Familie stritt am Montag erneut jegliches Fehlverhalten des Regierungschefs ab. "Die ununterbrochene Jagd nach Kronzeugen ist der beste Beweis, dass es nichts gibt – und nichts geben wird", hieß es in einer Mitteilung.

Anklage

Nach gut einjährigen Ermittlungen hatte die israelische Polizei bereits im Februar eine Anklage wegen Korruption gegen Netanjahu empfohlen. Es seien ausreichend Beweise für Bestechlichkeit, Betrug und Untreue in zwei Fällen gesammelt worden, teilte ein Sprecher mit. Über eine Anklage muss die Staatsanwaltschaft entscheiden. Netanjahu wies die Vorwürfe als "absurd" zurück. Er hoffe auf einen Sieg auch bei der nächsten Wahl.

Netanjahu trifft am Montag im Weißen Haus mit US-Präsident Donald Trump zusammen. (APA, 5.3.2018)