Autonomes Fahrzeug, warum nicht, heißt es immer öfter. Mehr Geld für die intelligenten Fahrzeuge wollen die Menschen aber eher nicht ausgeben.

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Wien – Das Wettrennen um die ersten autonomen Autos gleicht einem Pokerspiel mit höchsten Einsätzen, bei dem zwar alle mitbieten, aber nur wenige gewinnen können, heißt es in einer Deloitte-Studie. In den jüngsten drei Jahren seien mindestens 80 Mrd. Dollar in die Technologie investiert worden, zeigt eine Brookings-Schätzung.

Aber es werde aber nicht leicht, damit Geld zu verdienen, da viele Konsumenten nicht bereit sind, für ein autonomes Auto mehr zu zahlen. Die Hälfte der Konsumenten in Deutschland, aber auch rund ein Drittel in Ländern wie den USA oder Japan, würden dafür nicht tiefer in die Tasche greifen, ergab eine Deloitte-Umfrage unter 22.000 Konsumenten in 17 Ländern (ohne Österreich). Und die Beträge, die doch zusätzlich locker gemacht würden, seien ein Pappenstiel im Vergleich zu den gigantischen Investitionen.

Schon jetzt sind konventionelle Autos so teuer, dass viele auf Mobilitätsmodelle mit Car-Sharing setzen. Hochpreisige autonome Fahrzeuge könnten diesen Trend sogar beschleunigen, ergibt die Analyse von Deloitte. Sogar in den traditionell autofreundlichen USA teilen bereits 23 Prozent der Befragten wöchentlich mindestens einmal ein Fahrzeug, weitere 22 Prozent tun dies hin und wieder. Und die Hälfte dieser Menschen hinterfragt, ob sie künftig überhaupt ein eigenes Auto brauchen.

In großen Zukunftsmärkten wie Indien nutzen derzeit 85 Prozent einen geteilten Mobilitätsdienst, 61 Prozent dieser Befragten zweifelt an der Notwendigkeit eines eigenen Fahrzeuges.

Steigende Akzeptanz

Dabei scheint autonomes Fahren rasant an Akzeptanz zu gewinnen. Der Anteil der Menschen, die autonome Fahrzeuge für sicher halten, hat sich zwischen 2017 und 2018 innerhalb eines Jahres von einem Drittel auf 59 Prozent annähernd verdoppelt. Der Trend sei in allen Ländern gleich, in Deutschland gab es einen Anstieg von 45 Prozent auf 72 Prozent. "Breite Information und Aufklärung durch Hersteller und Medien tragen maßgeblich dazu bei", dass die Angst vor autonomen Fahrzeugen sinkt, glaubt Matthias Kunsch, Direktor bei Deloitte Österreich.

Klassische Autofirmen stehen aber unter massivem Druck. Denn weltweit setzen nur 45 Prozent der Befragten auf klassische Autoproduzenten als Hersteller autonomer Fahrzeuge. In den Auto-Erzeugerländern Deutschland, USA und Japan sind es zwar mehr, im dynamischsten Automarkt der Welt China sind es aber nur 28 Prozent, in Südostasien 13 Prozent. "Die geringe Markenbindung am riesigen asiatischen Automarkt mit seinen enormen Wachstumsraten stellt ein großes Risiko für etablierte Hersteller dar", warnt Matthias Kunsch. Die anderen hoffen entweder auf neue innovative Autohersteller oder überhaupt auf die großen Tech-Firmen.

Firmen im Goldrausch

Für die Industrie stellen sich laut Deloitte-Analyse sehr grundlegende Fragen. Es dürften jedenfalls neue Geschäftsmodelle nötig werden, um künftig Gewinne zu machen. Schließlich seien Dutzende Firmen "im Goldrausch" eine dominierende Plattform für autonome Fahrzeuge zu schaffen. "Nicht jeder, der in diese Technologie investiert, wird gewinnen", vermerkt die Analyse trocken.

Entwickler müssen auch die Regulatoren und die Politik wachsam beobachten, denn früher oder später werden neue Standards vorgeschrieben werden. Und schließlich dürfe man auch nicht zu schnell umstellen: In Nordamerika sind über 325 Millionen Fahrzeuge unterwegs, in Europa 390 Millionen und in China 165 Millionen. Sie haben Lebenszeiten von 10 bis 15 Jahren, die durch einen voraussichtlich preislich sehr interessanten Gebrauchtwagenmarkt eher noch verlängert werden. Daher werde der Umbruch bis sich autonomes Fahren – und Elektromobilität, die ebenfalls im Kommen ist – ganz durchsetzt vermutlich einige Jahrzehnte brauchen. (APA, 4.3.2018)