Wien/Bregenz – Die Vorarlberger Strumpfproduktion von Wolford soll auch unter dem neuen chinesischen Mehrheitseigentümer bestehen bleiben. "Fosun ist ein Investor, der die Kompetenz und das Know-how von Wolford erkannt hat. Der Standort soll beibehalten werden. Er ist eine wesentliche Stärke der Marke", sagte Vorstandschef Axel Dreher am Freitag bei einem Presse Call.

Wolford produziert in Vorarlberg und Slowenien. Verlagerungen oder ein Personalabbau seien nicht geplant, so Dreher. "Es gibt keine Bestrebungen, Werke woanders zu bauen. Wir haben in Bregenz ausreichend Kapazität." Derzeit liege die Auslastung am Standort in Bregenz bei 60 Prozent. "Wir könnten deutlich mehr machen", räumte Dreher ein. Eine Volumensteigerung um 50 Prozent würde die Auslastung auf 90 Prozent bringen.

Der Strumpfhersteller hat den weltweiten Personalstand nach anhaltenden Verlusten und einem geschrumpften Eigenkapital zuletzt von 1.544 Vollzeitstellen (per Ende April 2017) auf 1.476 (per Ende Oktober 2017) reduziert. In Österreich beschäftigt der Konzern 637 Mitarbeiter, nach 678 per Ende April 2017.

Als "wesentlichen Teil" des Einstiegs von Fosun bezeichnete Dreher die Kapitalzufuhr von 22 Millionen Euro, die es ermögliche, die Liquidität zu stärken. Zehn Millionen Euro davon sollen in die Rückführung der Bankfinanzierungen fließen, konkretisierte Vorstandsdirektorin Brigitte Kurz. Den Rest will Wolford in den Ausbau des Online-Geschäfts insbesondere in Asien und die Erneuerung der Filialen stecken. Hier räumten die Vorstände Nachholbedarf ein. Die geplante Kapitalerhöhung bedarf noch der Zustimmung der Hauptversammlung.

Kein Online-Auftritt in Asien

In Asien hat Wolford bisher noch keinen Online-Auftritt. Derzeit macht der Konzern am asiatischen Markt fünf Prozent des Gesamtumsatzes. Dieser Anteil wird künftig wohl steigen. Der chinesische Mischkonzern Fosun hält mehrere Beteiligungen im Mode- und Luxusbereich, darunter etwa das französische Luxusmodehaus Lanvin oder den deutschen Modekonzern Tom Tailor. Dreher geht davon aus, dass sich über das Beteiligungsnetzwerk von Fosun Zusammenarbeiten ergeben werden.

Neben dem Erscheinungsbild der Wolford-Standorte soll sich vor allem der Kundenservice ändern. Fokus dabei sei die Verknüpfung des Online-Geschäfts mit dem stationären Handel – inzwischen gang und gäbe im Handel. Nach Jahren, in denen Wolford bei den Investitionen auf der Bremse stand, sollen diese wieder "auf ein normales Niveau zurückkommen", so Dreher. Früher investierte das Unternehmen jährlich zwischen acht und zehn Millionen Euro.

Von einem Börsenabschied gehen die Vorstände nicht aus. Fosun übernimmt den Mehrheitsanteil (50,87 Prozent) der Gründerfamilien Palmers und Wilhelm. Dass den übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot gemacht werde liege am Übernahmerecht und "steht nicht in Verbindung mit der Intention, von der Börse zu gehen", sagte Kurz. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass ein Großaktionär beim Erreichen der 30-Prozent-Schwelle den anderen Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot machen muss.

Größter Einzelaktionär bei Wolford ist der deutsche Investor und Dotcom-Millionär Ralph Bartel, der laut Dreher 28 Prozent am Unternehmen hält. "Es gibt keine Indikation, dass Herr Bartel verkaufen will", sagte Dreher. Fosun plane kein "going private", so Dreher.

Internationalisierung vorantreiben

"Wir sind sehr zufrieden, einen neuen strategischen Hauptaktionär gefunden zu haben, der langfristig engagiert sein möchte und finanzstark ist", sagte Dreher. Fosun habe sich für Wolford aufgrund der Marke entschieden und wolle dessen Internationalisierung vorantreiben. Ob Dreher und seine Kollegin Kurz als Vorstände bleiben? "Dazu können wir nichts sagen. Wir hatten sehr gute Gespräche in wertschätzender Atmosphäre und es gibt eine Übereinstimmung bei der künftigen Ausrichtung", so Dreher. Der Aufsichtsrat von Wolford wird sich mit den neuen Eigentümern aber wohl neu konstituieren.

Wie angekündigt gehen die Vorstände für das kommende Geschäftsjahr 2018/19 von einem operativen Gewinn aus. Auf Nachfrage meinte Kurz, dass es auch unter dem Strich schwarzen Zahlen geben wird. Im Halbjahr 2017/18 haben die Sanierungspläne schon gegriffen. Der Halbjahresverlust fiel operativ als auch insgesamt niedriger aus als in der Vorjahresperiode. Der Halbjahres-Umsatz erhöhte sich von 67,6 auf 70,15 Millionen Euro. (APA, 2.3.2018)