Moskau/Wien – Russische Medien haben am Mittwoch und Donnerstag teils euphorisch über den Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bei Russlands Präsident Wladimir Putin berichtet.

"Sebastian Kurz muss nicht eigens vorgestellt werden. Das ist ein Politiker, der in seiner Heimat und darüber hinaus Verwunderung wie Begeisterung hervorruft. Er ist in der Tat ein politisches Wunderkind", erklärte der Korrespondent des vom Gazprom-Konzern kontrollierten Fernsehensenders NTW am Mittwoch und berichtete über die Russland-Freundlichkeit des Bundeskanzlers. Er wisse zwar nicht, ob sich die Beziehungen zwischen Putin und Kurz in Zukunft ähnlich wie die Beziehungen zwischen Putin und dem ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder entwickelten, sagte der Journalist, der zudem betonte, dass es sich um die erste Reise des Kanzlers in das EU-Ausland gehandelt habe.

"Das einzige Minus bei Kurz ist seine Jugend"

Von einem "Wunderkanzler im Kreml" schrieb die liberale Moskauer Boulevardzeitung "Moskowski Komsomolez" (Donnerstagausgabe). "Sebastian Kurz ist genau der Gast, den der Kreml vor der Präsidentenwahl brauchte. Erstens ist er Europäer, was symbolisiert, dass Putin weiterhin nicht nur im Osten erfolgreich Kontakte pflegt, sondern auch im Westen. Zweitens ist er ein überzeugter Gegner der Sanktionen gegen Russland, die seiner Meinung nach der europäischen Wirtschaft schaden. Und drittens ist er ein Verfechter von Nord Stream 2, der neuen russische Gasleitung, die Europa unter Umgehung der Ukraine versorgt. Das einzige Minus bei Kurz ist seine Jugend." Dies könne sich jedoch angesichts der aktuellen Politik des Kreml, der auf die Jungen setze, durchaus in ein Plus verwandeln.

Wladimir Putins Treffen mit Sebastian Kurz habe sich auf positive Weise von derartigen Treffen etwa mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel unterschieden, kommentierte der staatliche kontrollierte Fernsehsender Perwy Kanal in einem siebenminütigen Beitrag über die Begegnung am Mittwoch. "Obwohl die Bürger Österreichs und Deutschlands die selbe Sprache sprechen, sind dies zwei unterschiedliche Staaten", erklärte der Sender und referierte ausführlich die Pressekonferenz von Kurz und Putin. Nach Angaben von Teilnehmern seien die Gespräche über Syrien schwierig gewesen, Europa und Russland würden hier unterschiedliche Standpunkte vertreten. "Aber wenn man etwa die Geschichte der Beziehungen von Moskau und Wien betrachtet, dann wird klar, dass es eine beeindruckende Erfahrung gibt, Differenzen zu überwinden."

Keine Details zu Gesprächen in russischen Medien

Detaillierte Informationen zu den Gesprächen zwischen Kurz und Putin, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit verliefen, fanden sich in der russischen Medienberichterstattung keine. Auf ein Arbeitsgespräch im kleinen Kreis war ein 45-minütiges Vieraugengespräch in deutscher Sprache gefolgt. Außerdem gab es ein Arbeitsessen: Unter den Teilnehmern waren der russische Minister für Wirtschaftsentwicklung Maksim Oreschkin, Energieminister Alexandr Nowak sowie die Chefs von drei äußerst wichtigen Staatskonzernen. Der Präsident der russischen Eisenbahnen, Oleg Belosjorow, saß ebenso wie Gazprom-Chef Aleksej Miller sowie der mächtige Rosneft-Chef Igor Setschin mit am Tisch. (APA, 1.3.2018)