Bild nicht mehr verfügbar.

Seit Donnerstagfrüh verliefen an fünf Orten in der Ostslowakei umfangreiche Polizeirazzien, wie der slowakische Polizeipräsident Tibor Gašpar erklärte.

Foto: Marko Erd/TASR via AP

Demonstranten in der Slowakei wollen die Mafia nicht im Land und gedenken des ermordeten Journalisten Ján Kuciak.

Foto: APA/AFP/VLADIMIR SIMICEK

Bratislava – Im Zusammenhang mit dem Mord an dem Investigativjournalisten Ján Kuciak hat die slowakische Polizei am Donnerstag den italienischen Unternehmer Antonin Vadala und mehrere seiner Familienmitglieder vorläufig festgenommen. Vadala, dessen Name in Kuciaks letzter Recherche in Zusammenhang mit der italienischen Mafia auftaucht, soll als Verdächtiger vorgeführt worden sein und wird demnächst verhört, berichteten slowakische Medien.

Polizeipräsident Tibor Gašpar erklärte in der ostslowakischen Kleinstadt Michalovce, dass die Polizei einer "italienischen Spur" im Fall Kuciak nachgehe. Seit Donnerstagfrüh fanden an fünf Orten in der Ostslowakei umfangreiche Polizeirazzien statt, bei denen Immobilien italienischer Unternehmer durchsucht wurden. Neben Vadala wolle die Polizei rund zehn weitere Personen, die in den Fall involviert sein könnten, verhören.

Letzte Recherche über 'Ndrangheta

Kuciak und seine Verlobte waren am Wochenende erschossen aufgefunden worden. In seiner letzten Recherche, die am Mittwoch unvollständig veröffentlicht worden war, ging es unter anderem um die kalabrische 'Ndrangheta, der es offenbar gelungen war, Verbindungsleute bis in höchste slowakische Regierungskreise einzuschleusen. Mária Trošková, persönliche Assistentin von Premier Robert Fico, soll demnach zuvor mit dem nun festgenommenen Vadala zusammengearbeitet haben.

Vadala scheint dem Bericht zufolge in Ermittlungen aus dem Jahr 2017 als möglicher Zwischenhändler eines Drogenkartells von fünf 'Ndrangheta-Familien auf, das Kokain von Lateinamerika nach Italien geschmuggelt haben soll. 2001 soll Vadala außerdem dabei geholfen haben, einen flüchtigen Drogenhändler aus einem mit der 'Ndrangheta in Verbindung stehenden Clan vor den Behörden zu verstecken.

Mehrere Rücktritte

Trošková, aber auch Kulturminister Marek Maďarič sowie Viliam Jasaň, Leiter des Sicherheitsrats, hatten zuvor ihre Ämter – teils vorübergehend – niedergelegt. "Da unsere Namen zum politischen Kampf gegen den Regierungschef missbraucht werden, haben wir uns entschieden, unsere Posten im Regierungsamt bis zur Aufklärung dieser Tat niederzulegen", schrieben Trošková und Jasaň in einer Mitteilung an die Medien. Kulturminister Maďarič sagte, er könne "nicht hinnehmen", dass ein Journalist in seiner Amtszeit ermordet wird, und trat zurück. (APA, red, 1.3.2018)