Das frühere Café Griensteidl heißt jetzt Café Klimt.

Foto: Robert Newald

Ein Kaffeehaus in der Wiener Innenstadt sperrt zu – und sperrt mit anderem Namen und Konzept wieder auf. Das Konzept könnte "Toast Klimt" heißen.

Der steht auf der Speisekarte und ist gleichzeitig Paradigma für die neue Linie: Man orientiert sich an den an diesem Platz besonders häufig auftretenden Touristen. Es handelt sich um den Michaelerplatz vor der Hofburg und um das frühere Café Griensteidl. Jetzt heißt es Café Klimt. Weil das irgendwie für "Wienum1900KünstlerDekadenz" steht.

Ob der "Toast Klimt" (Schinken/Käse mit Erdäpfelchips und Ketchup) vielleicht eine Replik des Gemäldes "Der Kuss" auf gepresstem Käse haben wird, ist noch nicht heraußen. Aber man wird Klimt-Reproduktionen im angeschlossenen Souvenirshop kaufen können.

Na gut, wird halt noch ein Wiener Traditionscafé endgültig touristisch. Vor dem Central stehen oft bis zu 20 Touristen Schlange. Beim Demel sind mehr Koreaner als bei den Olympischen Winterspielen. Im Hawelka erkennt man die Touris am suchenden Blick (sie halten Ausschau nach den Künstlern). In den Kiosken in der City wird längst Touristenramsch statt internationaler Zeitungen angeboten. Dazu die als Mozart verkleideten Kartenkeiler für unbekannte Kammerorchester auf dem Stephansplatz. Und so weiter.

Es wird ein bisserl gar viel mit der Venedigisierung von Wien. (Hans Rauscher, 28.2.2018)