Kühe können sich bei Rotwild mit TBC anstecken, Menschen bei Kühen.

Foto: Heribert Corn

Dornbirn – Eine böse Überraschung, aber keine Katastrophe ist für die Behörden ein Fall von Rindertuberkulose in Dornbirn, Vorarlbergs größter Stadt. Hatte sich die Ausbreitung der Infektionskrankheit bisher auf Bergtäler beschränkt, mussten nun die Ställe eines Hofes in einer Dornbirner Hangparzelle geräumt werden, alle 52 Rinder wurden getötet. Neun davon aus diagnostischen Gründen, weil die Tiere erkrankt oder mit dem Mycobacterium bovis infiziert waren.

Was die Menschen im Dornbirner Ortsteil Knie, vor allem die Eltern von Kleinkindern, besonders beunruhigt: Auch bei einem Kind der Bauernfamilie besteht Tuberkuloseverdacht. Ein Hauttest nach Mendel-Mantoux verlief laut Amtsarzt Stefan Seebacher positiv, es wurden auch Infiltrationen festgestellt. Das Kind und ein weiteres Familienmitglied werden medikamentös behandelt.

Untersuchung der Kindergartenkinder

Am Dienstag informierte die Behörde Kindergartenpersonal und Eltern über die geplante Umgebungsuntersuchung. Seebacher: "Es war uns besonders wichtig, den Eltern so gut wie möglich die Ängste zu nehmen." In vier Wochen sollen alle Kinder mit Hauttest auf eine Infektion getestet werden. Besonders beunruhigten Eltern biete man schon zwei Wochen vorher Bluttests (Interferon-Gamma-Release Assays) an.

Sofort zu testen wäre wenig aussagekräftig, da sich eine eventuelle Infektion erst nach vier Wochen feststellen lasse. Seebacher: "Zur Beruhigung dient vielleicht auch die Tatsache, dass sich zwar Menschen durch den Kontakt mit Tieren mit Rinder-TBC anstecken können, die Übertragung mit Rinder-TBC von Mensch zu Mensch aber selten ist." Zudem lasse sich TBC gut behandeln. In den nächsten Wochen erhalten alle Eltern einen Bescheid, die Teilnahme an der Untersuchung ist Pflicht.

Ansteckungsquelle der Tiere noch unbekannt

Wo sich die Kühe, alle stammen aus eigener Zucht des Bauern, angesteckt haben, ist noch ungewiss. "Dass wir einen Fall in Dornbirn haben, war für uns eine sehr negative Überraschung", sagt Landesveterinär Norbert Greber. Denn vor drei Jahren habe man mit 50.000 Untersuchungen landesweit die Verbreitung von Rinder-TBC analysiert. Es wurde kein einziger Fall außerhalb der bekannten Risikogebiete festgestellt.

Woher die in Dornbirn gefundenen Erreger stammen, kann über Genomanalysen der Bakterien festgestellt werden. Das dauert aber. Erste Bakterienkulturen wurden angelegt, sie brauchen aber bis zu acht Wochen, um zu wachsen. Ausschließen kann der Landesveterinär bereits jetzt eine Ansteckung über Rotwild in Hofnähe: "Dort gibt es kein Rotwild." Auch die Almen, auf denen der Dornbirner Bauer sein Vieh sömmerte, sind TBC-frei. Einige der erkrankten Tiere waren jedoch in ihrer Jugend auf Lechtaler Almen.

In den Ställen des Tiroler Lechtals nahm die Häufung von TBC-Fällen vor gut zehn Jahren ihren Anfang. Man erkannte, dass die Nutztiere über Rotwild und seine Ausscheidungen auf gemeinsamen Weideflächen infiziert werden. Im Lechtal wurde der Rotwildbestand rigoros reduziert. Auch in Vorarlberg wurden höhere Abschusszahlen verordnet, nicht überall zur Freude der Jäger. (Jutta Berger, 27.2.2018)