Berlin/Wien – Die Atacama, die sich rund 1200 Kilometer entlang der Pazifikküste erstreckt, ist die die trockenste Wüste der Erde jenseits der Polargebiete. Es gibt Bereiche in diesem Ödland, an denen jahrzehntelang kein Regen registriert wurde, mit durchschnittlichen jährlichen Niederschlagshöhen von nur 0,5 Millimeter.

Forscher in der Wüstenlandschaft der Atacama, einer der lebensfeindlichsten Regionen der Erde.
Foto: Dirk Schulze-Makuch, TU Berlin

Im Laufe der Zeit – die Wüste leidet seit rund 15 Millionen Jahren unter extremer Trockenheit – hat sich auf der Oberfläche eine krustige Salzschicht gebildet, die auch nicht gerade lebensfreundlich ist. Entsprechend wächst dort nichts. Dennoch haben Wissenschafter in der Wüste immer wieder Bakterien oder Bakterienreste gefunden. Doch bisher gingen die meisten Biologen davon aus, dass diese Mikroben keine Vollzeit-Bewohner der Atacama sind, sondern hineingeweht wurden, um dort einen langsamen Tod zu sterben.

Aufwendige Suche nach Lebensspuren

Dirk Schulze-Makuch kann so etwas nicht abschrecken. Der renommierte Astrobiologe an der TU Berlin sucht an den unwirtlichsten Regionen des Planeten nach Mikroben und anderen Mikroorganismen und begab sich mit seinem Team in den vergangenen gut drei Jahren immer wieder in die chilenische Wüste, um mit allen möglichen Methoden nach Lebensspuren zu suchen.

Die Forscher sammelten Proben von acht Orten in der Atacama – von der Küste nach Osten bis zu den trockensten Orten – und hatten dabei großes Glück: Kurz vor der ersten Expedition hatte es in diesen besonders trockenen und salzigen Gegenden der Atacama nach Jahrzehnten wieder einmal kurz geregnet.

Regen schafft Leben

Die Küstenproben enthielten die meisten und vielfältigsten Mikroben, doch im Jahr 2015 gab es auch an den trockensten Stellen Lebenszeichen, berichten Schulze-Makuch und seine Kollegen im Fachblatt "PNAS". Mit anderen Worten: Nach einem Niederschlagsereignis scheint es dort zu einer Aktivitätsexplosion zu kommen.

In den folgenden zwei Jahren, die größtenteils trocken waren, gingen die Mengen an intakter DNA und anderen Lebensspuren überall zurück, besonders an den trockeneren Orten. Bis 2017 waren die Lebenszeichen an den meisten Orten praktisch verschwunden. Aber einige Bakterien überleben dort 25 Zentimeter unter der Erde, fanden die Forscher heraus.

Schlummernde Sporen

Die Mikroben der Atacama überleben die Jahre der Trockenheit wahrscheinlich als Sporen, die scheinbar auf unbestimmte Zeit schlummern können. Als Astrobiologe denkt Schulze-Makuch natürlich weit über die Atacama-Wüste hinaus, vor allem an den Mars, dessen Böden sehr ähnlich jenen in Chile sind.

Die Marsoberfläche und die Atacama-Wüste im Vergleich.
Fotos: NASA und Alessandro Airo, TU Berlin

Die Atacama-Bakterien nähren für ihn jedenfalls die Hoffnung, dass einige Mikroorganismen auf dem Mars auf ähnliche Weise existieren und womöglich durch die seltenen nächtlichen Schneefälle am Roten Planeten bis heute am Leben gehalten werden.

Nächste Suche in der Antarktis

Als nächstes haben die Forscher den Don-Juan-See in der Antarktis ins Visier genommen. Sie wollen herausfinden, ob Leben in seinem extrem salzigen Wasser existiert, das noch bei minus 30 Grad Celsius flüssig ist. "Es gibt nur noch wenige Orte auf der Erde, um nach neuen Lebensformen zu suchen, die in Umgebungen überleben können, die man auch auf dem Mars findet", sagt Schulze-Makuch. "Unser Ziel ist es zu verstehen, wie sie dazu in der Lage sind, damit wir wissen, worauf wir auf der Marsoberfläche achten müssen." (Klaus Taschwer, 1.3.2018)