Bisher kannten wir Herbert Kickl, den Politiker, den Lyriker, den Philosophen. In der "ZiB 2" vom vergangenen Donnerstag haben wir nun auch Kickl, den Erzieher, kennengelernt.

Adressatin seines pädagogischen Eros war die Moderatorin Lou Lorenz-Dittlbacher, deren zweite Frage er gleich so beantwortete: "Zunächst noch einmal: Sie müssen also schon zuhören, was ich Ihnen sage." Unschwer erkennt man hier einen vor allem von reiferen Männern gepflegten Gesprächsstil, der noch niemals mit eleganteren Konversationselementen wie Takt, Beweglichkeit geschweige denn Witz in Berührung gekommen ist.

Was aber ficht einen Erzieher wie Kickl an, sich auf eine Art zu artikulieren, auf die manche Frau außerhalb eines TV-Studios mit dem Abbruch des Gesprächs, wenn nicht mit einer Watschen reagieren würden? Es geht ihm keineswegs um Provokation, sondern darum, die Gesprächspartnerin in Langmut und Mitgefühl zu schulen, Eigenschaften, die im Gespräch mit freiheitlichen Politikern stets von Nutzen sind. Gelernt hat Kickl bei Schopenhauer, dessen Aufsatz "Die Kunst, Recht zu behalten" in jeder FPÖ-Parteischulung so sicher vorkommt wie das Amen im Gebet.

Es ist anzunehmen, dass Kickl sein erzieherisches Talent auch in "seinem" Ministerium voll auslebt. Die Beamtinnen und Beamten werden gewiss einen günstigen Moment abwarten, an dem sie sich bei ihm dafür bedanken können. (Christoph Winder, 26.2.2018)