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Wow.

Foto: AP/Lee Jin-man

Die Tschechin Ester Ledecka hat im Snowboard-Parallel-Riesentorlauf bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang Historisches geschafft. Nach Gold im alpinen Ski-Super-G gewann sie auch bei den Snowboardern und damit in zwei verschiedenen Sportarten die Goldmedaille. Im Finale setzte sie sich gegen die Deutsche Selina Jörg durch. Bronze ging an Jörgs Teamkollegin Ramona Theresia Hofmeister.

Ledecka ist erst die fünfte Sportlerin, die Gold in zwei verschiedenen Sportarten gewinnt, und die erste Dame, der das bei ein und denselben Winterspielen gelingt. Bei den Herren gewann der Schweizer Nevin Galmarini durch einen Finalsieg gegen den Südkoreaner Lee Sangho. Bronze sicherte sich der Slowene Zan Kosir.

Historisch

Seit dem 24. Februar 2018 ist Ledecka also die erste Sportlerin, die Olympia-Goldmedaillen im Ski- und Snowboard und damit zwei völlig unterschiedlichen Schneesport-Arten gewonnen hat. Und sie ist die erste, die bei ein und denselben Winterspielen in höchst unterschiedliche Disziplinen Gold geholt hat.

Ledecka ist zweifache Snowboard-Weltmeisterin, am Ski-Weltcup nimmt sie erst seit zwei Jahren teil. Ihr ohnehin schon bemerkenswertes Ziel war gewesen, wie vor einem Jahr bei Weltmeisterschaften nun auch bei Olympia in beiden Sportarten anzutreten. Dann gewann sie sogar in beiden. Was nun als nächstes kommen werde, wurde Ledecka deshalb gefragt. "Heim fahren und mich eine Woche ins Bett legen", antwortete sie grinsend.

Ledecka ging nach PGS-Gold mit dem historischen Teil ihres Ruhms noch sehr distanziert um. Wie sie sich nun fühle als Superstar der Winterspiele in Pyeongchang, wurde sie gefragt. "Ich fühle mich nicht als solcher. Aber es hört sich gut an", erwiderte sie lachend.

Das völlig unerwartete Gold im Super-G – Ledecka hatte in Jeongseon die Österreicherin Anna Veith mit hoher Startnummer noch um ein Hundertstel besiegt – habe es für die Aufgabe im Snowboard nicht unbedingt leichter gemacht, gestand die Pragerin. "Da waren diese vielen Menschen mit all ihren Gratulationen. Es war nicht leicht, innerhalb einer Woche wieder zur Snowboarderin zu werden. Bis gestern habe ich mich deshalb gar nicht gut gefühlt", gestand sie. "Aber heute Früh habe ich endlich wieder Ester die Boarderin in mir gespürt."

Bitter

Für die besten Österreicher kam das Aus jeweils im Viertelfinale. Bei den Herren scheiterte Benjamin Karl an Lee, bei den Damen schieden Ina Meschik gegen Hofmeister und Daniela Ulbing gegen Ledecka im Viertelfinale aus.

Benjamin Karl hatte in Runde eins in einem sentimentalen Duell Landsmann Andreas Prommegger besiegt. Es war bezeichnender Weise der einzige Lauf, in dem ein Österreicher oder eine Österreicherin im Finale auf dem schnelleren roten Kurs unterwegs gewesen war.

Österreichs Boarder waren angesichts ihrer starken Leistungen im Weltcup als Mitfavoriten in den Bewerb gegangen. Dann sorgte aber einerseits eine kurzfristige Verschiebung der Qualifikation von Donnerstag auf Samstag sowie ein genau in diesen zwei Tagen stattfindender Wetterumschwung mit nassem Neuschnee für geänderte Verhältnisse. Es spielte den ÖSV-Assen offenbar nicht in die Hände.

Denn vier Jahre nach Sotschi ging im Bokwang Snow Park nicht nur bei den Russland-Medaillengewinnern Julia Dujmovits und Karl der angepeilte Griff nach Gold ins Leere. Dujmovits erwischte es sogar schon in Runde eins gegen die Japanerin Tomoka Takeushi und damit ebenfalls gegen eine Asiatin.

Ina Meschik und Daniela Ulbing schafften es zwar bei den Damen ins Viertelfinale, dort scheiterte Meschik aber an der späteren Bronzemedaillengewinnerin Ramona Hofmeister und Ulbing an der überragenden Ledecka. "Gegen sie hätte ich den perfekten Lauf gebraucht", sagte die österreichische Slalom-Weltmeisterin. Die Kärntnerin hatte ihren ersten Final-Run gewonnen, obwohl sie dabei eine skurrile Fast-Kollision mit einem Eichhörnchen gehabt hatte.

"Jeder wollte heute eine Medaille, Olympia ist aber kein Wunschkonzert", sagte Parallel-Coach Ingemar Walder zum enttäuschenden Verlauf des einzigen Snowboard-Alpinrennens in Pyeongchang. "Man reist mit Zielen an. Manchmal ist das Glück auf deiner Seite wie zuletzt bei der WM 2017, manchmal eben nicht. Wir lassen aber den Kopf nicht hängen, auch wenn die Athleten momentan sicher enttäuscht sind." (APA, red, 24.2.2018)