Seit Wochen wurde spekuliert, der umtriebige Geely-Chef Li könne einen Großeinstieg bei dem Dax-Konzern planen.

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Göteborg/Stuttgart – Der chinesische Autokonzern Geely ist größter Einzelaktionär bei Daimler. Geely-Chef Li Shufu machte Ernst mit früheren Ankündigungen und sicherte sich 9,7 Prozent der Aktien, wie aus einer Stimmrechtsmitteilung vom Freitagabend hervorgeht.

Damit steigen die Chinesen auf einen Schlag zum größten Anteilseigner des Stuttgarter Autobauers auf. Geely gehört unter anderem die schwedische Marke Volvo Cars. Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat der Milliardär in den vergangenen Wochen Aktien eingesammelt und dafür fast 7,5 Milliarden Euro hingeblättert. Ein Daimler-Sprecher sagte, jeder langfristig interessierte Investor sei bei den Schwaben willkommen.

Milliardeninvestition in China

Mitten in der Aufregung um den Einstieg Geelys bei Daimler haben der Stuttgarter Autobauer und sein chinesischer Partner BAIC Motor eine Milliardeninvestition in China angekündigt. Zusammen wollen sie mehr als 1,9 Milliarden Dollar in den Ausbau der Produktionskapazitäten in China investieren, um der Nachfrage im größten Automarkt der Welt nachzukommen, wie es in einem Dokument von BAIC an die Hongkonger Börse heißt.

Die Pläne sind ein Bekenntnis Daimlers für seinen langjährigen Partner BAIC. Geely hatte am Freitag seinen Einstieg bei den Stuttgartern mit knapp zehn Prozent bekanntgegeben. Haupteigner Li Shufu will eine Allianz für das autonome Fahren und die Elektromobilität schmieden und ist hauptsächlich an der Batterietechnologie von Daimler interessiert.

Glückverheißender Einstieg

Seit Wochen wurde spekuliert, der umtriebige Geely-Chef könne einen Großeinstieg bei dem Dax-Konzern planen. Bisher war der Staatsfonds von Kuwait mit 6,8 Prozent größter Anteilseigner bei Daimler, einen richtigen Ankeraktionär haben die Stuttgarter nicht.

Der Name des Autoherstellers Geely ist vom chinesischen Wort "jili" abgeleitet, was "Glück" oder "glückverheißend" bedeutet. An der Spitze des privaten Unternehmens steht Li Shufu, der die chinesische Autobranche umgekrempelt hat.

Für viele Chinesen gilt Li als ein Idol, weil er vor allem durch Fleiß und harte Arbeit zu Reichtum gekommen sei. Allein im vergangenen Jahr hat sich das Vermögen des 54-Jährigen laut US-Magazin "Forbes" auf 17 Milliarden Dollar (13,8 Mrd. Euro) mehr als verdreifacht, weil die Aktie von Geely an der Börse zu einem Höhenflug ansetzte.

1981 lieh sich Li Shufu als 18-Jähriger 120 Yuan – heute zwölf Euro – von seinem Vater, einem Reisbauern. Er kaufte eine Kamera und machte mit Fotos erste Geschäfte. Die eigentliche Unternehmer-Karriere von Li begann dann Mitte der 80er Jahre, als er mit Freunden eine Fabrik für Kühlschrankteile gründete. Später bauten die jungen Unternehmer Motorräder aus Taiwan nach.

Glücksfall für die Schweden

1998 erhielt der "chinesische Henry Ford", wie ihn einige heute nennen, die Lizenz zur Autoherstellung. Seine Firma – nun unter dem neuen Namen Geely – startete mit der Produktion von Fahrzeugen. Während Li Shufu der wachsenden chinesischen Mittelklasse seine Autos hoch profitabel verkaufte, konnte er mit seiner Qualität in Europa und den USA lange nicht überzeugen. Um dennoch den Einstieg in den ausländischen Markt zu schaffen, kaufte sich Geely 2010 bei Volvo ein.

Für die damals in Zahlungsnöten steckenden Schweden war das ein Glücksfall. Dank des verbesserten Zugangs zum chinesischen Markt zogen die Verkäufe in den Folgejahren kräftig an.

Zuletzt setzte Li Shufu seine Expansion im Ausland mit Übernahmen von London Taxi sowie der britischen Sportwagenmarke Lotus fort. Mit der neuen Marke Lynk will der Geely-Konzernchef ab 2019 zudem den europäischen Automarkt noch stärker in Angriff nehmen.(APA, 25.2.2018)