Wels – Wieso gerade in Wels? Das weiß man eigentlich nicht mehr so genau. Vielleicht weil man in Oberösterreich bereits seit 1991 auf das Thema Energiesparen setzt. Damals gründete das Land den "Energiesparverband". Der wurde aber eher belächelt, erinnert sich Gerhard Dell, der dem Verband heute als Geschäftsführer vorsteht.

Vielleicht weil für Häuselbauer das Thema Energiesparen schon immer wichtig war und die Energiesparmesse in Wels von jeher gut besucht ist. Auch heuer werden wieder 100.000 Menschen erwartet.

Deswegen also Wels? Vielleicht war noch entscheidend, dass Oberösterreich insgesamt ein wichtiger Industriestandort ist, stammen doch 25 Prozent der heimischen Exporte aus dem Land ob der Enns. Und vielleicht weil hier die ersten Pelletskessel oder die ersten Photovoltaik-Wechselrichter Österreichs produziert wurden. "Saubere Energietechnik ist ein Thema bei uns." Das kommt offenbar an. Ob man Experten in Sachen Energieeffizienz um drei Uhr morgens aufwecken kann und ein "Wels" hört, wenn man sie nach der "wich tigsten Energieeffizienzkonferenz der Welt" fragt, ist nicht über liefert.

Prophet im eigenen Land

Jedenfalls ist der Termin, die World Sustainable Energy Days von 28. Februar bis 2. März, in der International Energy Agency rot angestrichen, und der Abteilungsleiter für Energieeffizienz, Brian Motherway, pilgert nach Wels. Ebenso wird Manfred Fischedick von der deutschen Energieeffizienz-Organisation, dem Wuppertal-Institut, sprechen oder Klaus Peter Sedlbauer vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik über den Faktor Mensch beim energieeffizienten Bauen. Insgesamt haben sich 700 Experten aus mehr als 60 Ländern angemeldet. Wels gibt sich hemdsärmelig. Pariser Abkommen, Energiewende und überhaupt: "Allein Papier zu produzieren hilft nix. Da muss praktisch was weitergehen", betont Dell. An den Diskussionen über Pellets im Rahmen der Konferenz würde man nicht vorbeikommen.

Ob die Propheten im eigenen Land auch so viel wert sind? Da ist sich Dell nicht so sicher. Er vermutet da noch ein paar Berührungsängste. Denn wenn man in Österreich "internationale Konferenz" sage, dann könne es sein, dass man schon einmal zu hören bekomme: "Ui, da wird ja Englisch geredet." Während der Konferenz läuft eine Simultanübersetzung.

Aber vielleicht liegt die österreichische Berührungsangst auch an dem Klang des Namens. Energiesparverband klingt nach "Nicht aufs Lichtabschalten vergessen". Im Englischen mutiert der Energiesparverband aber zur "Energy Agency Upper Austria". Das macht was her. (Norbert Regitnig-Tillian, 24.2.2018)