Der "Asylantrag", der am Rande der Faschingsfeierlichkeiten in Kottes-Purk verteilt wurde.

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Kottes-Purk – Als sich Josef Freistetter vorletztes Wochenende mit seinen Eltern vom Familienhaus im Waldviertel auf den Weg zurück in die Bundeshauptstadt machte, wurde er unfreiwillig in einen Faschingsscherz miteingebunden. Der 33-Jährige und seine Eltern wurden auf der Durchfahrt von einem Herrn angehalten. "Dann wurde uns ein Asylantrag ausgehändigt", erzählt Freistetter.

In der 1.600-Einwohner-Gemeinde wurde ein Faschingsumzug abgehalten. Treffpunkt war beim örtlichen Lagerhaus, Endpunkt der Veranstaltung der Marktplatz. Der fiktive Asylantrag, von dem Freistetter spricht, war wohl als Parodie auf Anträge, die Asylwerber in Österreich stellen müssen, gedacht. Auf dem Schreiben, das dem STANDARD vorliegt, steht unter anderem "Woher du kommen?" und "Woher du wissen, dass Österreich Schlaraffenland?". Die Optionen zum Ankreuzen: "Opa, Bruder, Schwager oder Mithäftling".

Ein Scherz mit schalem Beigeschmack

Den Humor der Familie Freistetter hat das nicht getroffen. "Für uns war das schon ein Schock", sagt der 33-jährige Kindergruppenbetreuer. Sie hätten es eilig gehabt und deswegen erst zu spät begriffen, was das Thema des Faschingsscherzes war. "Meine Mutter hat sogar noch einen Euro hergegeben", ärgert sich Freistetter.

Unter dem Abschnitt "persönliche Angaben" ist unter anderem zu lesen: "Woher Du durch Wald gekommen?" – die Antwortmöglichkeiten: "Geburtsort: Gefängnis, Maisfeld, unter Brücke, Puff". Weiters auszufüllen: "Wenn Moslem, ungefähre Anzahl von Frauen" und "davon mit Schwester?". Bei den "Angaben der Eltern" steht zur Auswahl: "Papa haben deutschen Schäferhund?" und "Wenn Hund kaputt: begraben oder aufgefressen". Außerdem wird abgefragt: "Du haben Automobil?" – "Ja, nein, wird noch geklaut".

Das Berufsbild von Asylwerbern ist auch eher im negativen Bereich angesiedelt: Erlernte Berufe könnten laut den Verfassern sein: Killer, Dieb, Bombenleger oder Teppichklopfer. Arbeitswünsche: Penner, Sozialhilfeempfänger oder Arbeitsloser.

Bürgermeister mit Aktion nicht einverstanden

Freistetter, dessen Wochenendhaus zwanzig Kilometer entfernt steht, hat nicht das Gefühl, dass es "direkt eine große rechte Szene vor Ort" gibt. Bei der vergangenen Bundespräsidentenstichwahl sei ihm aber aufgefallen, dass die Unterstützung für den damaligen freiheitlichen Spitzenkandidaten und jetzigen Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) groß gewesen sei. Tatsächlich konnte Norbert Hofer bundesweit 46,2 Prozent erzielen, in Kottes-Purk waren es 61 Prozent.

Bürgermeister Josef Zottl (ÖVP) hat ebenfalls am Faschingsumzug teilgenommen, in dessen Organisation auch die Gemeinde eingebunden war. Von der Asylantrags-Aktion hat er allerdings nichts mitbekommen: "Das hat nicht in meinem Wissen stattgefunden", sagt Zottl zum STANDARD. Der Bürgermeister distanziert sich jedenfalls von der Aktion: "Ich möchte mich dafür entschuldigen." "Traurig" sei es außerdem, dass so etwas passiert sei, denn "sonst war der Umzug eigentlich ein riesiger Erfolg". (Vanessa Gaigg, 23.2.2018)