Ingeborg Erhart kritisiert, dass Kunst und Kultur im Landtagswahlkampf kaum eine Rolle gespielt haben.

Foto: Tiroler Künstlerschaft

Innsbruck – Das Interview mit FPÖ Landesparteiobmann Markus Abwerzger von vergangener Woche im STANDARD sorgt in Tirols Kulturszene für Unmut. "Da ist ein ziemlicher Aufschrei durch die Reihen gegangen", sagt Ingeborg Erhart von der Tiroler Künstlerschaft. Abwerzger hat sich kategorisch gegen Förderungen für feministische und queere Kunst ausgesprochen. Zudem will er eine Institution einrichten, die gegen Mehrfachförderungen vorgeht. Subventionen will der FPÖ-Chef nur mehr für Massenunterhaltung im Brauchtumsbereich gewähren.

FPÖ kennt Gesetz offenbar nicht

Eigentlich, so Erhart, wolle man Abwerzgers Ausführungen durch Kommentieren nicht noch mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, allerdings sei es nötig, zu reagieren, weil er "offensichtlich nicht weiß, wovon er spricht". Denn im Tiroler Kulturförderungsgesetz ist das Subsidiaritätsprinzip festgeschrieben. Das heißt, das Land darf gar nicht mehr als ein Drittel der Kosten übernehmen und die Antragsteller sind angehalten, auch beim Bund und den Gemeinden anzusuchen. Wenn der Rechtsanwalt Abwerzger nun von Mehrfachförderungen als vermeintlichem Missstand spricht, so zeuge das von bemerkenswertem Unwissen.

Insgesamt sei das Thema Kultur in den Wahlprogrammen der Parteien kaum oder nur am Rande vorgekommen. Allein den Grünen attestiert die Künstlerschaft, die alle Parteien kontaktiert und ihnen Fragen zum Thema Kultur gestellt hat, sich eingehender mit der Materie befasst zu haben. Anders als im Bund sei die Tiroler ÖVP noch nicht auf dem Weg der Amerikanisierung des Kunstbetriebes, der privates Mäzenatentum statt öffentlicher Gelder zur Kulturförderung vorsehe. Denn, so Erhart, es gebe schließlich auch nicht kommerziell verwertbare Kunst, die dabei auf der Strecke bliebe.

Warnung vor Instrumentalisierung

Dass Kunst und Kultur im laufenden Tiroler Wahlkampf kaum Thema waren, kritisiert auch Hannah Crepaz, Leiterin des Osterfestivals: "Die Parteien erachten dies offenbar nicht als mehrheitsfähiges Thema." Die nun knapp vor dem Wahlsonntag aufgebrachten anonymen Anschuldigungen gegen die Festspiele Erl und dessen Intendanten Gustav Kuhn wegen Lohndumpings und "modernen Sklaventums" sieht Crepaz in dem Zusammenhang kritisch: "Diese Vorwürfe sind so schwerwiegend, dass man sie lückenlos aufklären muss. Allerdings gilt die Unschuldsvermutung." Man sehe an diesem Beispiel zudem sehr deutlich, so Crepaz weiter, dass nicht das Potenzial von Kunst und Kultur an sich interessiere, sondern sie lediglich für politische Zwecke in Form von Skandalen instrumentalisiert werden. (Steffen Arora, 21.2.2018)