Wien – Meinungsforscher und Polit-Experten sehen den amtierenden Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bei der anstehenden Landtagswahl in Tirol am kommenden Sonntag in einer komfortablen Position. Für die ÖVP sei mit Zugewinnen zu rechnen und nach der Wahl werde sich die ÖVP ihren Koalitionspartner wohl unter mehreren Parteien aussuchen können, so der Tenor.

OGM-Chef Bachmayer sagte, er gehe davon aus, "dass die ÖVP auf jeden Fall einen Vierer vorne haben und zuglegen wird". Landeshauptmann Platter und seine Partei "werden auf jeden Fall eindrucksvoll bestätigt", so seine Prognose.

Ähnlich sehen das auch Peter Hajek (Public Opinion Strategies) und der Polit-Berater Thomas Hofer: "Die ÖVP und Platter haben sehr gute Chancen, stark zuzulegen", so Hajek – der wie auch Bachmayer allerdings darauf verwies, dass er zu dieser Wahl keine eigenen Daten erhoben hat. Der Amtsinhaber könne sich darauf stützen, dass die Regierungsperiode weitgehend friktionsfrei verlaufen ist, "das Land steht stabil da". Auch sei für die ÖVP mit Stimmen-Rückflüssen von den nicht mehr antretenden Listen "Vorwärts Tirol", "Gurgiser" und dem Team Stronach zu erwarten, immerhin haben diese gemeinsam im Jahr 2013 rund 18 Prozent der Stimmen für sich gewinnen können. Ein guter Teil davon dürfte aber freilich auch in Richtung FPÖ und Liste Fritz gehen.

Es sei von Platter auch logisch und geschickt gewesen, sich alle Koalitionsoptionen offenzuhalten, sagte Hofer. Auch dass er sich mit dem Ziel des Erreichens der 40-Prozent-Marke die Latte recht niedrig gelegt hatte (Wahlergebnis 2013: 39,4 Prozent), sei vernünftig gewesen.

Grüne Regierungsbeteiligung wackelt

Für die Polit-Experten ist klar, dass der nächste Landeshauptmann erneut Platter heißen wird, die Frage sei nur, mit wem die ÖVP nach der Wahl koalieren wird. An eine weitere Zusammenarbeit mit den Grünen glaubt etwa Bachmayer wenig: "Ich meine, dass die Zusammenarbeit – mit einem deutlichen Minus für die Grüne – erledigt ist. Warum sollte man sich einen abgewählten Partner nehmen", so der OGM-Chef. Er hält eine Koalition zwischen ÖVP und SPÖ für plausibel, dafür würden mehrere Gründe sprechen: Erstens ist SPÖ-Spitzenkandidatin Elisabeth Blanik eine Frau, und zweitens könnte Platter damit eine schwarz-blaue Koalition vermeiden, "die, glaube ich, nicht das Seine ist".

Auch Hajek hält eine rote Regierungsbeteiligung für möglich. Hofer meinte zu den Koalitionsspekulationen, es hänge sehr davon ab, wie die einzelnen Parteien abschneiden. Für die Grünen jedenfalls wäre ein Verlust der Regierungsbeteiligung in Tirol sehr schlimm, meinte Hofer, auch für die Bundesgrünen – und zwar auch dann, wenn sich die Verluste in Tirol in Grenzen halten sollten. Sollten sie aber eine neuerliche Regierungsbeteiligung schaffen, dann würden auch sie zu den Wahlsiegern zählen, meinte Hajek. Aber: "Verluste werden eintreten, das ist evident."

Neben den Grünen wird es sonst fast nur Gewinner geben, sagte Bachmayer. Neben der ÖVP, die wohl zulegen wird, kann sich auch die SPÖ auf Zugewinne einstellen – fuhr sie doch im Jahr 2013 mit 13,7 Prozent in Tirol ihr historisch schlechtestes Ergebnis ein. Bachmayer rechnet damit, dass sie Sozialdemokraten einige Prozentpunkte zulegen werden.

Freiheitliche könnten sich verdoppeln

Den numerisch größten Zugewinn prognostizieren die Experten (wie auch die Umfragen) der FPÖ. Der Urnengang könnte der Partei eine Verdoppelung des Stimmenanteils bringen, meinte Bachmayer. 2013 votierten nur 9,3 Prozent für die Freiheitlichen. Allzuhoch in den Himmel wachsen sieht der OGM-Chef die Bäume für die Tiroler Blauen aber auch wieder nicht: Denn auf einen Rückenwind aus dem Bund kann eher die ÖVP setzen, bei der FPÖ hingegen sieht Bachmayer eher "Gegenwind", etwa durch das Antisemitismus-Thema.

Den kleineren Parteien – Neos und der Liste Fritz – trauen die Experten mit Blick auf die letzten publizierten Umfragen, die den beiden Parteien zwischen fünf und sieben Prozent attestieren, durchaus den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde zu. Bachmayer verwies gleichzeitig darauf, dass bei einem Scheitern dieser Parteien am Landtags-Einzug die ÖVP profitieren würde: "Dann kann man mit 43 oder 44 Prozent schon die absolute Mandatsmehrheit haben."

Wenig bis keine Chancen attestieren die Meinungsforscher den Kleinparteien Family und impuls tirol. (APA, 21.8.2018)